Wie kann man im E-Learning auf verschiedene Lernstile eingehen? Und was müssen Sie dabei beachten? Werfen Sie mit uns einen Blick auf die gängigsten Modelle.
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Ein gutes E-Learning berücksichtigt die verschiedenen Lernstile und bietet Ihren Teilnehmenden perfekte Chancen auf einen erfolgreichen Lernprozess. Denn nicht jeder lernt gleich. Und nicht jeder spricht auf die gleichen Lernmethoden an.
Ein erfolgreiches E-Learning bietet passende Übungen und Formate für die verschiedenen Lernstile.
Modelle zu Lernstilen wurden konzipiert, um einen noch besseren Lernprozess für jeden zu ermöglichen. Die Theorie ist, wenn wir wissen, welcher Lernstil uns am ehesten entspricht, können wir für die richtige Wissensaufnahme sorgen.
Andersherum hilft das Wissen über Lernstile Entwicklern dabei, das perfekte E-Learning zu konzipieren. Ein E-Learning, dass verschiedene Lernstile berücksichtigt, ermöglicht allen Teilnehmer:innen, die Lernziele perfekt zu erreichen.
Lassen Sie uns daher als erstes einen Blick auf die verschiedenen Lernstile und existierenden Modelle der Lernstil-Theorie werfen.
Was ist ein Lernstil?
Ein Lernstil ist eine Methode mit denen eine Person Stimuli und Informationen verarbeitet. Ausgehend von einem in den 70ern entwickelten Konzept der Lernpsychologie existieren eine überschaubare Anzahl an Lernstilen, die von den meisten Menschen bevorzugt verwendet werden.
Welche Lernstile das sind hängt von der Betrachtungsweise der Lernsituation ab. Hier existieren mittlerweile über 80 verschiedene Modelle, die sich teilweise überschneiden. Wir besprechen gleich die häufigsten.
Zunächst gilt es jedoch noch den Begriff Lernstil von dem aus der Didaktik bekannten Lerntypen abzugrenzen:
Was ist der Unterschied zwischen einem Lernstil und einem Lerntyp?
Der Begriff Lerntyp bezieht sich meist auf das Sinnesorgan, welches jemand hauptsächlich nutzt, um Informationen und Stimuli aufzunehmen und zu verarbeiten. Ein visueller Lerntyp lernt zum Beispiel am besten, wenn er oder sie ihr Sehorgan zum Lernen verwendet.
Bei Lernstilen geht es ebenfalls darum, die Art des Lernens einer Person zu charakterisieren. Der Unterschied zu Lerntypen ist, dass bei den Lernstilen weitere Elemente der Lernpsychologie zum tragen kommen. Beispielsweise ist die Motivation zum Lernen wichtig, die Gestaltung der Lernumgebung, die emotionale Verfassung der Person, die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen, Selbstdisziplin und vieles mehr.
Im Folgenden stellen wir zwei bekannte Modelle der Lerntypen und der Lernstile vor.
weit & weiter erklärt den Unterschied zwischen Lerntyp und Lernstil.
Eine bekannte Lerntypentheorie ist die von Frederic Vester aus dem Jahr 1975. Sie besagt, dass Lernende am besten lernen können, wenn ihr bevorzugter Kanal angesprochen wird. Diesen Kanal bezeichnet er als Lerntyp von denen es vier gibt.
Nach der Lerntypentheorie von Frederic Vester existieren die folgenden Lerntypen:
- Visuell.
- Auditiv.
- Haptisch.
- Kognitiv.
Die Begriffe sind leicht verständlich. Visuelle Lerntypen lernen am besten mit Bildern, Grafiken und anderen visuellen Reizen. Auditive Lerntypen können Informationen und Stimuli am besten über Audio aufnehmen oder hören. Dies wäre zum Beispiel ein Podcast oder auch ein Video. Haptische Lerntypen lernen erfolgreich, wenn sie ausprobieren, anfassen und praktisch anwenden dürfen. Der letzte Lerntyp, der kognitive, lernt am besten durch Nachdenken. Er wird auch der intellektuelle Lerntyp genannt.
Die Lerntypentheorie gilt jedoch mittlerweile als nicht wissenschaftlich bewiesen und überholt. Sie wurde von den Modellen der Lernstile abgelöst.
Dies hat mehrere Gründe. Zum einen präsentiert Vester drei Typen, die die Aufnahme der Informationen spezifizieren (visuell, auditiv und haptisch). Der dritte Lerntyp ist jedoch einer, der erst in einem späteren Schritt stattfindet, wenn die Informationen verarbeitet werden. Zum anderen werden Faktoren, die für das Lernen wichtig sind, außer Acht gelassen. Diese sind zum Beispiel die intellektuellen Fähigkeiten einer Person, Vorwissen, Kapazität des Arbeitsgedächtnisses oder der Lernmotivation.
Auch bei anderen Lerntypmodellen, unabhängig von Vester, existieren keine stichfesten Studien zur Ermittlung der Lerntypen. Die Modelle der Lerntypen gelten daher als wissenschaftlich überholt.
Bei den Modellen der Lernstile existieren wie gesagt über 80 verschiedene, ein häufig angewandtes ist jedoch die Lernstiltheorie nach David Kolb von 1984:
Welche Lernstile gibt es?
Die Lernstiltheorie von David Kolb beschreibt einen zirkulären Prozess in dem das Lernen stattfindet.
Der Kreis beginnt mit der konkreten Erfahrung. Hier setzt sich die Person mit neuen Inhalten auseinander. Anschließend folgt das reflektive Beobachten. Hier erkennt sie konkrete Modelle und Zusammenhänge.
Im dritten Schritt geht es dann um eine abstrakte Begriffsbildung. Hier finden zum Beispiel Generalisierungen und die Einordnung der Informationen in Konzepte statt.
Der letzte Schritt ist das aktive Experimentieren mit der Information und dem daraus resultierenden Wissen.
Hier sehen sie den Lernkreis nach Kolb. (Quelle: wb-web)
Doch was haben die Schritte des Lernkreises mit Lernstilen zu tun? Die Antwort ist, dass Personen Präferenzen haben, in welchen Schritten sie am liebsten und am besten lernen.
In der Grafik oben sehen Sie, dass sich daraus vier Lernstile ergeben:
- Divergierer/Entdecker: lernt aus der Reflexion gemachter Erfahrungen.
- Assimilierer/Denker: bildet aus den reflektierten Beobachtungen Theorien.
- Konvergierer/Entscheider: testet und prüft Theorien aktiv.
- Akkomodierer/Praktiker: gewinnt aus experimentellem Handeln seine oder ihre Erfahrungen.
Es existieren Tests, um herauszufinden, welcher Lernstil einem am besten liegt. Beispielsweise in diesem Lernstiltest kann der Lernende bewerten inwieweit einzelne Aussagen zutreffen oder nicht. Anschließend erhält die Person eine Einschätzung, welcher Lernstil zu ihr passt.
Im Idealfall sollte in einem Training oder eine Schulung auf alle Lernstile eingegangen werden. So erhält jede:r Teilnehmer:in die Möglichkeit, sich das Wissen erfolgreich anzueignen. Dies wird zum Beispiel umgesetzt, indem Lernende in einer Gruppe Erfahrungen diskutieren, in einem Video beobachten oder in einer Einzelarbeit Raum zum Denken erhalten.
Bezogen auf E-Learnings lässt sich dies wie folgt umsetzen:
So können Sie in Ihrem E-Learning auf verschiedene Lernstile eingehen.
Im Folgenden geben wir Ihnen praktische Beispiele für die Berücksichtigung der Lernstile in Ihrem E-Learning.
Warum sind personalisierte Lernpfade im E-Learning entscheidend?
Um die verschiedenen Lernstile optimal zu berücksichtigen, spielen personalisierte Lernpfade eine Schlüsselrolle. Diese ermöglichen es den Teilnehmenden, ihren individuellen Lernweg zu gestalten und sich auf Inhalte zu konzentrieren, die ihrem bevorzugten Stil entsprechen.
Durch adaptive Lernplattformen können Sie den Lernenden maßgeschneiderte Inhalte anbieten, die sowohl motivieren als auch den Lernerfolg steigern. Laut einer Studie von LinkedIn Learning haben personalisierte Lernangebote eine 58 % höhere Erfolgsrate als standardisierte Trainings. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um das Beste aus Ihren E-Learning-Inhalten herauszuholen.
Die verschiedenen Lernstile können Sie durch variierende Formate, Übungsaufgaben, Gruppenaufgaben, spielerische Elemente wie Quizze und mehr realisieren. Wir gehen dabei von den vier besprochenen Lernstilen der Theorie von Kolb aus.
Beginnen wir direkt mit dem Lernstil der Entdecker:
#1 So helfen Sie den Divergierern und Entdeckern.
Überlegen Sie, welches Wissen Sie in dem E-Learning vermitteln möchten. Aus welchen Perspektiven lässt sich dieses Wissen beobachten? Den Entdeckern müssen Sie Möglichkeiten bieten, die Lerninhalte durch eigens gemachte Erfahrungen zu erlernen.
Sie benötigen Module, die die Vorstellungskraft anregen und den Lernstoff visualisieren. Betten Sie zum Beispiel ein Video in Ihren E-Learning-Kurs ein.
In einem Video können E-Learning-Teilnehmer visuelle Beobachtungen machen.
Eine andere Aufgabe kann außerdem sein, Informationen aus einem Text zu ziehen. Die lernende Person soll zum Beispiel ankreuzen oder als Bild auswählen, was alles in dem Text besprochen wurde.
Zusätzlich kann ein Austausch mit anderen für diesen Lernstil wichtig sein. Hier können andere Teilnehmer:innen dabei helfen, die eigene Vorstellungskraft anzuregen. Zum Beispiel in einem Video Call ist es Ihnen möglich, diese Erfahrung digital abzubilden.
Falls Ihr E-Learning keine Präsenzanteile vorsieht, könnten Sie auf anderen Wegen Interaktionen zwischen Lernenden ermöglichen. Denken Sie zum Beispiel darüber nach, ein soziales Netzwerk oder ein Forum mit einzubeziehen. Hier stellen Sie Posts unter denen die Personen zu bestimmten Themen, Beobachtungen und Aufgaben diskutieren können.
Kommen wir jetzt zu dem nächsten Lernstil, den Assimilierern und Denkern.
#2 So unterstützen Sie die Assimilierende und Denkende.
Den Assimilierern müssen Sie vor allem übergeordnete Konzepte und Strukturen bieten. Personen, die mit diesem Lernstil lernen, benötigen besonders gut strukturierte Lerninhalte.
Überlegen Sie beispielsweise, in welche Unterkategorien sich die Lerninhalte einteilen lassen. Existieren Theorien, die mehr als eine Kategorie betreffen? Lassen sich Begriffe unter einem Sammelbegriff zusammenfassen? Wie hängen einzelne Informationen zusammen?
Führen Sie die Lernenden mit einem klaren, roten Faden durch das E-Learning.
Betonen Sie die Struktur und geben Sie an, was in welcher Reihenfolge besprochen wird. Weisen Sie außerdem auf thematische Zusammenhänge hin und regen Sie in einer Einzelarbeit zu weiteren Gedanken an.
Lassen Sie den E-Learning Teilnehmenden mit einer Drag-and-Drop-Aufgabe alles in Ordnung bringen.
In dem Video oberhalb sehen Sie zum Beispiel ab Sekunde 11 eine Drag-and-Drop-Aufgabe. Mit solchen Übungen können Sie den Lernenden Möglichkeiten bieten, die eigenen Gedanken zu ordnen.
Das kann auch zum Beispiel ein Prozess sein, der visuell beschriftet werden soll. Oder verschiedene Fachbegriffe sollen in Cluster zusammengeschoben werden.
Sie können den Teilnehmern außerdem eine Mindmap zeigen oder eine eigene erstellen lassen. Wenn Sie eine vorgefertigte Mindmap in einem Video präsentieren, lohnt es sich, die Begriffe nacheinander nach und nach einblenden. So kann das Wissen in Schritten von den Lernenden absorbiert werden.
Fahed Zaman stellt die 5 besten Mindmapping-Programme vor.
Neben diesen visuellen Hilfen für die Assimilierer ist außerdem wie gesagt die Struktur des E-Learnings wichtig. LearnDash gibt in dem folgenden Video Tipps, wie Sie dies umsetzen können.
Sie unterteilen das E-Learning in drei Phasen. In der ersten werden die Lernenden willkommen geheißen und ihnen wird erklärt, was sie erwartet. Es wird deutlich, welche Lernziele dem E-Learning zugrunde liegen und wer das Zielpublikum ist.
LearnDash liefert Tipps für die perfekte Struktur eines E-Learnings.
In Phase 2 lernen die E-Learning Teilnehmer die Lerninhalte, während sie diese in Phase 3 anwenden sollen. Zu Phase 2 gehören jedoch auch sogenannte sichere Tests, bei denen bereits ein wenig Anwendung stattfindet. Bei den Tests werden Ergebnisse zum Beispiel nicht an Dritte weitergeleitet und es existiert eine Hilfefunktion.
Zur Phase 3 gehören anschließend Quizze, Prüfungen, Gruppenarbeiten, Übungsaufgaben und weitere spielerische Elemente. Diese sind für den dritten und vierten Lernstil sehr wichtig, die wir gleich besprechen werden.
Bei dem Lernstil der Assimilierer und Denker müssen Sie darauf achten, die Struktur und das Vorhaben des E-Learnings in Phase 1 gut zu erklären. Lassen Sie außerdem Raum für Einzelarbeiten und Zeit zum Denken!
Kommen wir jetzt zu den Konvergieren und Entscheidern.
#3 So profitieren Konvergierer und Entscheider von einem E-Learning.
Bei diesem Lernstil testen Personen gerne aktiv Theorien. Sie benötigen also aktive Aufgaben und Experimente, die den Lernprozess der Teilnehmer*innen anregen.
Überlegen Sie, welche Theorien sich in die Praxis umsetzen lassen können und lassen Sie die Lernenden dazu philosophieren. Ein Austausch aus verschiedenen Abteilungen kann ebenfalls hilfreich sein. Entweder wie bereits oben besprochen in einem Video Call oder schriftlich per Forum oder Social Media Gruppe.
Geben Sie in dem E-Learning außerdem kleine Hausaufgaben mit.
Das kann zum Beispiel etwas sein, auf das der Teilnehmer im Laufe des Tages/der Woche achten soll. Oder es ist eine Frage auf die sich die Person eine Lösung überlegen soll. Vielleicht gibt es sogar Hands-on-Experiences bei denen der Lernende das Wissen sofort in die Praxis transferieren kann.
Bei einem E-Learning zu einer Software ist dies zum Beispiel der Fall. Hier würden Sie Übungsaufgaben stellen, die Teilnehmer zwischen anderen, rein informativen Modulen, abarbeiten. Diese zielen konkret darauf ab, die gewonnenen Information in der Praxis auszuprobieren.
Anders wäre es bei dem letzten Lernstil der Akkomodierer und Praktiker:
#4 So lernen Akkomodierer und Praktiker am besten.
Bei den Akkomodierenden geht es nicht wie bei den Konvergierern um den Praxistransfer. Stattdessen dienen die Übungsaufgaben dazu, eigene Erfahrungen mit den Übungen zu machen.
Die Aufgabe ist so gestellt, dass nicht bereits Gelerntes umgesetzt werden soll. Stattdessen macht die Person intuitiv eigene Erfahrungen und kann Dinge ausprobieren. Um bei dem Software-Kurs-Beispiel zu bleiben: Sie lassen die Teilnehmer hier mit verschiedenen Einstellungen herumspielen. Oder Sie geben eine Aufgabe, die auf vielen verschiedenen Wegen umgesetzt werden kann. Anschließend werden ein paar der Lösungen in der Gruppe besprochen.
Ebenfalls möglich sind interaktive Videos. Bei diesen kann der Lernende zum Beispiel den Handlungsablauf eines E-Learnings beeinflussen und mitbestimmen. Er lenkt so den Lernprozess und hat das Gefühl, frei Entscheidungen treffen zu können.
Ein bekanntes Beispiel ist die Netflix-Serie Bear Grylls bei der der Zuschauende zum ersten Mal den Verlauf eines Films mitbestimmen konnte.
Netflix bietet die Möglichkeit das Geschehen in einem Video zu beeinflussen.
In einem E-Learning ist so etwas ebenfalls denkbar. Sie nehmen verschiedene kurze Videos auf, die Handlungsabläufe darstellen. Der Teilnehmende wählt die Handlung aus, die er am ehesten auch im realen Leben wählen würde. Anschließend kann er beobachten, was als Konsequenz passiert.
Fazit: Lernstile im E-Learning.
Jeder, der ein E-Learning entwickelt, sollte sich über die Lernpsychologie gedanken machen. Dazu gehören auch die Modelle zu den verschiedenen Lernstilen.
Welches Sie letztendlich berücksichtigen und ausprobieren liegt bei Ihnen. In jedem Fall erhalten Sie Ideen, wie Sie Wissen und Fähigkeiten vermitteln können – und Sie haben die Möglichkeit, über Feedbackrunden das E-Learning immer weiter zu verbessern!
Achten Sie darauf, dass Sie für jeden der vier Stile Möglichkeiten zum Lernen bieten. So erhalten alle Teilnehmenden eine Chance, das E-Learning erfolgreich zu absolvieren.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Lernziele des E-Learnings auch dessen Inhalte und Aufbau bestimmen sollten. Es kann sein, dass Sie für bestimmte Themen nicht alle Lernstile berücksichtigen können. Weichen Sie nicht krampfhaft vom Thema ab, um allen gerecht zu werden. Im Vordergrund sollte ein rundes, gut strukturiertes, sinnvolles und effektives E-Learning stehen.
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