Das Langzeitgedächtnis ist ein Wunderwerk der Natur und kann mit einfachen Kniffen angekurbelt werden. Erfahren Sie, mit welchen Methoden Ihre E-Learning-Teilnehmer:innen ab sofort noch besser lernen.
Das wünschen sich die meisten: ein erfolgreiches E-Learning, bei dem das Langzeitgedächtnis aktiviert wird. Lernende sollen sich auch noch nach einer Woche, drei Monaten oder einem Jahr an die Lerninhalte erinnern.
Der Wunsch vieler Lernender ist es, etwas nur einmal lesen, sehen oder hören zu müssen, und es sofort im Langzeitgedächtnis abspeichern zu können. Die Realität sieht leider anders aus. Wenn Inhalte im E-Learning aufgenommen werden, heißt das noch lange nicht, dass sie ins Langzeitgedächtnis übergehen und später abrufbar sein werden.
So funktionieren das Kurz- und Langzeitgedächtnis, erklärt von Biologie - simpleclub.
Doch woran liegt es, ob Wissen in das Kurz- oder Langzeitgedächtnis übergeht? Sie haben vielleicht schon einmal festgestellt, dass Sie beim Lernen für einen Test einige Inhalte schneller lernen konnten als andere. Liegt das wirklich am Thema oder an anderen Faktoren? Lassen Sie uns einen Blick auf den Prozess im Gehirn werfen.
Was ist das Langzeitgedächtnis?
Vorab eine kurze Definition zum Langzeitgedächtnis. Es wird unterschieden zwischen dem Kurz- und Langzeitgedächtnis. Das Kurzzeitgedächtnis wird auch Arbeitsgedächtnis genannt. Hier speichert Ihr Gehirn Informationen für ca. 20-45 Sekunden bis hin zu einigen Monaten ab. Im Langzeitgedächtnis hingegen werden Informationen über Jahre hinweg gespeichert.
Lernen Sie mehr über die Kraft des Langzeitgedächtnisses. (Quelle: Biologie - simpleclub)
Als Gedächtnis bezeichnet man die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu speichern und wieder abzurufen. Sie nehmen Informationen mithilfe der Sinnesorgane auf. Sie sehen zum Beispiel ein Lernvideo oder hören einen Podcast.
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Ihr Gehirn entscheidet zwischen aufzunehmenden und zu verwerfenden Lerninhalten. Die aufzunehmenden Informationen werden gespeichert.
Durch wiederholtes Aufrufen und Speichern werden die Informationen gefestigt. Weiter hilft das Verknüpfen von alten und neuen Informationen, sowie das Abrufen (sich erinnern). Diese Erkenntnisse können Sie sich für die Aktivierung des Langzeitgedächtnisses in Ihrem E-Learning zu Nutze machen:
Langzeitgedächtnis: Rechnen Sie mit mindestens 6 Stunden.
Das Lernen von Fakten für das Langzeitgedächtnis wird auch als deklaratives Gedächtnis bezeichnet. Diese Informationen können Sie mündlich wiedergeben. Sie werden in der Großhirnrinde im Hippocampus gespeichert. Auf der anderen Seite besitzen Sie ein prozedurales Gedächtnis. Hier speichern Sie langfristig motorische Abläufe, Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Diese Informationen können Sie nicht mündlich wiedergeben. Die Speicherung erfolgt ebenfalls in der Großhirnrinde, jedoch ohne Hippocampus.
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Der Hippocampus ist ein wichtiger Teil für das Lernen von Fakten und somit auch für E-Learnings von Interesse. Er wird oft als “Seepferdchen” bezeichnet, da er optisch der Form eines Seepferdchens ähnelt. Seine Aufgabe ist es, Fakten aufzunehmen.
Bei der Aufnahme werden neue Neuronen und Nervenverbindungen gebildet. Es kann bis zu sechs Stunden dauern, bis Sie diese Informationen abrufen können!
Für Ihr E-Learning bedeutet das also: Geben Sie den Teilnehmenden Zeit. Neu gelernte Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis sollten erst am nächsten Tag zusammengefasst und getestet werden. Zu schnelle Lernmethoden trainieren das Kurzzeitgedächtnis und helfen Ihren Lernenden auf lange Zeit nicht. Gönnen Sie den Teilnehmenden also eine Pause.
Wiederholung ist das A und O für das Langzeitgedächtnis!
Weiterhin gilt, wiederholen, wiederholen, wiederholen.
Wie gerade besprochen existieren zwei Arten von Langzeitgedächtnis: das deklarative und das prozedurale. Ersteres speichert Fakten und Ereignisse. Letzteres speichert Fertigkeiten.
Beide profitieren von Zusammenfassung und Wiederholungen. Die Zusammenfassung sorgt dafür, dass das Wissen über die Fakten oder die erlernte Fähigkeit im Gehirn geordnet werden kann. An jedem Ende eines Themas sollte daher eine Überblick über das Gelernte präsentiert werden.
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Wiederholungen helfen dabei, dass Wissen wieder und wieder abzurufen und neu zu speichern. So festigen Sie Ihre E-Learning-Inhalte im Langzeitgedächtnis.
Achtung: Die Hirnforschung hat außerdem ergeben, dass Neuheiten das Langzeitgedächtnis im Hippocampus anregen. Genauer gesagt sollten Sie etwas Neues vorstellen, bevor Sie mit der Wiederholung beginnen. Kombinieren Sie neue Informationen mit dem bereits Gelernten, um für Ihr Langzeitgedächtnis zu lernen.
Sprechen Sie Gefühle mit Ihrem E-Learning an.
Als nächsten Tipp sollten Sie, wo möglich, Gefühle mit Lerninhalten ansprechen. Es kann zum Beispiel ein Avatar durch das E-Learning führen, zu dem die Lernenden eine Beziehung aufbauen. Ein Witz zu einem Fakt sorgt dafür, dass dieser eher in das Langzeitgedächtnis übergeht. Wenn Teilnehmende eine Emotion mit Wissen oder einer Fähigkeit verbinden, kann sie leichter gespeichert werden.
Eine andere Möglichkeit sind Lernvideos. In einem Video lassen sich Gefühle besonders gut ausdrücken. Nutzen Sie das Storytelling, einen guten Soundtrack oder zum Beispiel reale Personen, mit denen sich die Zuschauer:innen identifizieren können.
Hier sehen Sie ein witziges Lernvideo zum Multitalent Antoine Monot Jr.
Sie können außerdem ein Gefühl der Wichtigkeit erzeugen. Erwähnen Sie, dass am Ende des E-Learning-Moduls ein Test oder eine Zertifizierung folgt. Schon ist die Aufmerksamkeit höher. Wissen Lernende, dass sie das Wissen später im Arbeitsalltag benötigen, ist die Motivation noch größer. Es entsteht das Gefühl, Achtung Gehirn, wir müssen jetzt wirklich aufpassen. Diese Inhalte bitte im Langzeitgedächtnis speichern!
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Legen Sie Lernziele fest und teilen Sie diese an die Teilnehmer:innen mit. Legen Sie Fristen fest, bis wann das Lernziel erreicht werden soll. Wie können Sie die Erreichung später messen (Umfrage, Test, Übungsaufgabe, Quiz, etc.)? Sorgen Sie dafür, dass sich die Lernenden in Ihrem E-Learning gut aufgehoben fühlen und aufpassen möchten.
Sprechen Sie außerdem Lob aus. Nach einem erfolgreich bestandenen Modul erscheint zum Beispiel ein Feuerwerk mit “Herzlichen Glückwunsch” auf dem Bildschirm. Natürlich geht es auch weniger kitschig. Lob ist jedoch ein guter Weg, um positive Emotionen zu erzeugen und so das Langzeitgedächtnis anzuregen.
Geben Sie Feedback für das Lernen mit Langzeitgedächtnis.
Einen weiteren Weg haben Sie mit Feedback-Schleifen. Feedback zu gespeicherten (gelernten) Inhalten verankert diese im Langzeitgedächtnis. Das Prinzip wird in E-Learnings zum Beispiel bei Quizzen umgesetzt. Es erscheint eine Frage mit Multiple-Choice-Antworten. Hat die lernende Person geantwortet, sieht sie das Ergebnis in rot und grün. War die Antwort falsch oder richtig? Eine kurze Begründung (je nach Thema) kann ebenfalls als zusätzliches Feedback hilfreich sein.
Geben Sie Teilnehmer:innen nach Übungsaufgaben und Quizzen Feedback.
Noch persönlicher wird es, wenn Übungsaufgaben vorgestellt werden sollen oder eine Arbeit von dem oder der Vortragenden korrigiert wird. Die Teilnehmer:innen erhalten auf sie zugeschnittenes Feedback. Beim Lesen des Feedbacks beschäftigen Sie sich noch einmal mit den Lerninhalten. Eventuell erinnern sie sich bereits nicht mehr an ihre Antworten. In der Feedbackrunde wiederholen sie das Wissen, reichern es mit Gefühlen aus dem Feedback an und formen Verknüpfungen. So gehen die Lerninhalte leichter in das Langzeitgedächtnis über.
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Ein Beispiel von Lernen durch Feedback-Schleifen sind Computerspiele. Der Fachbegriff ist “Engagement Loop”. Das Feedback dient als Motivations-Element. In dem Spiel erhalten Teilnehmer:innen zum Beispiel eine Aufgabe. Sie versuchen, die Aufgabe im Spiel zu lösen. Anschließend folgt das Feedback zu der Aktion, welches gleichzeitig zur nächsten Aufgabe motiviert.
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Die Spieler:innen wechseln also von Motivation zu Aktion hin zu Feedback und wieder zurück zur Motivation. Die direkte und unmittelbare Reaktion auf eine Aktion ist für das Lernen mit Langzeitgedächtnis wichtig. Geben Sie Ihren E-Learning-Teilnehmer:innen daher ständig eine Rückmeldung.
Dies kann ebenfalls eine Rückmeldung zu bisher Geleisteten sein. Ein Balken gibt zum Beispiel an, wie viel Prozent des E-Learnings erfolgreich absolviert wurde. Der Engagement Loop ist der folgende: Die Person erledigt ein Modul, der Balken wächst als Feedback und die Person ist so motiviert, das nächste Modul zu bearbeiten.
E-Learning und Langzeitgedächtnis mit den perfekten Anschlüssen.
Als nächstes werfen wir einen Blick auf die Speicherung der E-Learning-Inhalte im Langzeitgedächtnis. Was benötigt wird, sind Anschlüsse.
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Konkret benötigen die Lernenden Vorwissen, an das angeknüpft werden kann. Die Lerninhalte können so besser sortiert und eingeordnet werden. Falls kein Vorwissen vorhanden ist, sind Gesamtzusammenhänge und Überblicke umso wichtiger für das erfolgreiche Lernen mit Langzeitgedächtnis.
Für die Erzeugung von Anschlussfähigkeit können Sie sich drei Methoden bedienen:
Vorwissen: Fragen Sie Vorwissen ab, um dieses ins Gedächtnis zu rufen. Anschließend beginnen Sie mit den neuen Inhalten. Knüpfen Sie an das bereits Gelernte an.
Überblick: Geben Sie zu Beginn jeder E-Learning-Einheit einen Überblick. Was sind die Lernziele und was kommt auf die Teilnehmer:innen zu?
Gesamtzusammenhang: Zeigen Sie, wie Unterthemen miteinander zusammenhängen und ein komplettes Thema bilden. Helfen Sie den Lernenden dabei, Wissen einzuordnen.
Das Vorwissen muss nicht in Form von gelernten Fakten vorliegen. Sehr nützlich für die Aktivierung des Langzeitgedächtnisses sind Praxisbeispiele. Etwas, das die Person erlebt hat, verbindet sie mit Gefühlen. Es ist so leichter speicher- und abrufbar. Ein Beispiel oder eine Anekdote aus dem Alltag sorgen für Aufmerksamkeit. Das zu lernende Thema wirkt auf einmal bedeutender als zuvor. Sie kurbeln die Anschlussfähigkeit der neuen Inhalte an die alten an.
Der Gesamtzusammenhang und Überblick fließen in den Prozess mit ein. Für einen guten Anschluss ist es wichtig, Wissen anzuwenden, mit Neuem anzureichern und in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Behält eine Person den Überblick zu einem Thema, kann sie Wissen später leichter wieder aus dem Langzeitgedächtnis abrufen.
Methoden, um das Langzeitgedächtnis zu verbessern.
Etwas, dass vor dem E-Learning stattfinden kann: Bringen Sie Ihren Mitarbeiter:innen bei, richtig zu lernen. Genauso wie es beispielsweise Schulungen zu Zeit- und Selbstmanagement gibt, existieren (Online-)Trainings zum Lernen.
Dabei ist zu beachten, welche Art von Lernen forciert wird und welches Gedächtnis verbessert werden soll. In diesem Beitrag verrät der Gedächtnisweltmeister sein Geheimnis zum Gedächtnis-Erfolg:
HappyHippocampus verrät das Geheimnis des Gedächtnis-Weltmeisters.
Zu seinem Geheimnis gehört, dass er regelmäßig trainiert, eine Lernumgebung schafft und über seine Grenzen hinausgeht. Zu beachten ist, dass ein paar der speziellen Methoden, auf die Stärkung des Kurzzeitgedächtnisses abzielen. Die allgemein genannten “Geheimnisse” eignen sich jedoch ebenfalls für die Aktivierung des Langzeitgedächtnisses.
Regelmäßiges Trainieren kann in dem Fall bedeuten, dass Sie als E-Learning-Teilnehmer:in jeden Tag ein (kurzes) Modul abarbeiten. Am besten zur gleichen Tageszeit. Sie blockieren zum Beispiel nach der Mittagspause oder direkt morgens eine Viertelstunde Zeit zum Lernen. Ihr Gehirn gewöhnt sich nach und nach an den Rhythmus. Ab sofort heißt es, aufgepasst! Jetzt wird gelernt und die Inhalte sind wichtig.
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Für ein erfolgreiches Lernen ist die Lernumgebung von Bedeutung. Wie gut können Sie sich an dem Ort konzentrieren oder wie abgelenkt sind Sie? Was können Sie ändern (zum Beispiel Noise-Cancelling-Kopfhörer)? Sie haben zudem die Möglichkeit, eine dedizierte Lernumgebung festzulegen. Sie setzen sich immer in ein bestimmtes Cafe oder einen Konferenzraum, um eine Lerneinheit auf dem Smartphone oder Laptop abzuarbeiten. Wenn Sie sich dorthin begeben, weiß Ihr Gehirn, was als nächstes folgt.
Die dritte Komponente neben Regelmäßigkeit und Lernumgebung war das über Grenzen hinausgehen. Hier haben Sie als E-Learning-Ersteller mehr Möglichkeiten. Sie können eine Zusatzaufgabe oder einen Zusatztest stellen. Mit Hilfe derer können sich Teilnehmer testen und behaupten. Falls die Antworten falsch sind, entsteht keine Enttäuschung. Es war schließlich ein freiwilliger Zusatz.
Fazit: Langzeitgedächtnis aktivieren in Ihrem E-Learning.
Das Langzeitgedächtnis können Sie in Ihrem E-Learning über verschiedene Wege aktivieren. Fassen Sie Inhalte zusammen und wiederholen Sie diese. Achten Sie darauf, dass neues Wissen erst nach 6 Stunden im Langzeitgedächtnis gespeichert ist. Am nächsten Tag können Sie es abfragen.
Wiederholen Sie Themen und geben Sie Feedback zu bereits Gelernten. Unser Gehirn verlangt außerdem nach einem Grund für das E-Learning. Wir müssen Lernziele kennen und zu verstehen lernen. Gilt etwas als wichtig und wird es den Lernenden in Zukunft helfen, wird es schneller im Langzeitgedächtnis verankert.
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Gefühle sind Ihr Freund und Helfer. Bringen Sie Humor in Ihr E-Learning ein. Lob zu bestandenen Aufgaben ist ebenfalls hilfreich. Dieses spielt direkt in die nächste Methode mit ein: Feedback. Geben Sie regelmäßig Feedback, um zu motivieren und zu Handlungen anzuregen.
Entscheidend für die Verwendung des Langzeitgedächtnisses im E-Learning sind außerdem Anschlüsse. Teilnehmer:innen benötigen Vorwissen, einen Überblick und einen Grundzusammenhang zu dem Thema. Vorwissen kann dabei auch eine witzige Anekdote oder ein Praxisbeispiel aus dem Arbeitsalltag sein.
Zuletzt gilt es, die optimale Lernumgebung zu schaffen, Lernende herauszufordern (ohne zu überfordern) und zum regelmäßigen Lernen anzuregen. So trainieren Sie das Langzeitgedächtnis und sorgen für eine bessere Lernkultur in Ihrem Unternehmen.
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