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E-Learning | 10 Minuten Lesezeit

Der richtige Fragetyp – Richtige Fragen im E-Learning stellen.

Liesa

Autor Liesa Wieruch

16. Mai 2024

Es gibt nur dumme Antworten, nicht aber dumme Fragen? Prinzipiell richtig, doch gerade im E-Learning entstehen durchaus Fragen, die besser sind als andere. Wir beleuchten, worauf Sie bei den Fragen in Ihren E-Learnings achten sollten.


Das menschliche Gehirn, ein Meisterwerk der Komplexität, lernt auf vielfältige Weise. Seine Fähigkeit zur neuronalen Plastizität ermöglicht es uns, fortlaufend zu lernen und uns anzupassen, was von grundlegender Bedeutung für alles ist, vom Erlernen neuer Sprachen bis hin zu kreativem Denken. Interessanterweise nutzen moderne E-Learning-Methoden Erkenntnisse aus der Hirnforschung, um den Lernprozess zu optimieren.Ein zentrales Element dabei ist die Art und Weise, wie Fragen in Lernmaterialien gestellt werden.

Die Fragestellung in E-Learnings hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Lernende Informationen verarbeiten und behalten. Durch das Stellen von tiefgründigen, zum Nachdenken anregenden Fragen können kognitive Prozesse wie kritisches Denken und Problemfindung stimuliert werden. Dies fördert nicht nur die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff, sondern unterstützt auch die Verankerung des Gelernten im Langzeitgedächtnis. Indem E-Learning-Plattformen solche strategischen Fragen integrieren, die das Gehirn herausfordern und zum aktiven Mitdenken anregen, wird der Lernprozess wesentlich effektiver. Diese methodische Herangehensweise spiegelt die tiefe Verbindung zwischen kognitiven Wissenschaften und modernen Lehrmethoden wider und zeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse direkt dazu beitragen können, Bildungsinhalte lebendiger, interaktiver und letztlich wirkungsvoller zu gestalten.


Interaktive Aufgaben, bei denen Lernende aktiv Fragen beantworten, Antworten zuordnen oder in Kontext setzen müssen, erhöhen das Erfolgserlebnis Ihrer Lernenden. Easygenerator erläutern in ihrem Webinar, wie.

„Richtiges“ Lernen und die Lernarten.

Es gibt verschiedene Arten von Gedächtnissen, die mit den einzelnen Sinnen zusammenhängen. Um etwas tief und fest im Gedächtnis zu verankern, ist es hilfreich, mehrere Sinne gleichzeitig zu nutzen. So speichert das Gehirn zum Beispiel zwischen 80 und 90 Prozent der Wahrnehmungen, die gleichzeitig durch Hören, Sehen und Erleben aufgenommen werden, von Beginn an. Viele Menschen berichten von unterschiedlichen Lerntypen, also Personen, die beispielsweise visuell besonders gut Informationen aufnehmen können. Diese Theorie ist zwar nicht empirisch, aber eben anekdotisch belegt. Auf jeden Fall gibt es individuelle Strategien, auf die Menschen zurückgreifen, um Probleme zu lösen oder mit Informationen umzugehen. Wir kennen sie gemeinhin als Lernstile.

Anhand eines Basketballwurfs erklärt Halo Neuroscience, wie das menschliche Gehirn lernt. Mit Fragen können Sie in Ihren E-Learnings helfen, Erlerntes zu wiederholen und diese Neuro-Pfade zu erweitern und vertiefen.

Im Kontext des E-Learnings ist es wichtig, diese Erkenntnisse zu berücksichtigen, um effektive Lernmaterialien zu erstellen. Die Auswahl des richtigen Fragetyps in einem E-Learning-Quiz oder -Test ist beispielsweise ein entscheidender Faktor, um sicherzustellen, dass die Lernenden die vermittelten Informationen effektiv aufnehmen und verarbeiten können. Wer also für den Abschluss eines Trainings eine kurze Fragerunde entwirft oder zu Gamification-Zwecken ein Quiz erstellt, sollte sich der verschiedenen Fragetypen bewusst sein – die passende Frage wird schließlich dazu beitragen, das Gelernte im Kopf der Lernenden besser zu verankern.

Welche Fragetypen gibt es?

In der deutschen Sprache gibt es jede Menge unterschiedlicher Fragetypen, wie zum Beispiel Alternativfragen („Entscheidest du dich für A oder B?“), Kontrastfragen („Wenn Person X das schon sagt, was werden dann erst Y und Z sagen?“), rhetorische Fragen („Ist da jemand schlecht gelaunt?“), Informationsfragen („Wie können wir das umsetzen?“) und viele mehr. Fragetypen im Lernkontext werden etwas anders kategorisiert, und zwar nach Aufbau, Form der Antworten oder Antwortmöglichkeiten und Ziel.


Mitarbeitende sollen Informationen nicht nur abrufen können, sondern mit dem Gelernten ihre Leistung und Weitsicht verbessern. Warum dazu beim Lernen die richtigen Fragen wichtig sind, zeigt das Video von Big Think auf.

Die Fragetypen eignen sich für verschiedene Szenarien und sollten gründlich ausgewählt und jeweils mit den richtigen Medien und Formaten (Bilder, Videos, Audioaufnahmen und viele mehr) kombiniert werden. Zwischen den folgenden Fragetypen unterscheidet man:

Fragetyp #1: Multiple-Choice- und Single-Choice-Fragen.

Dieser Fragetyp wird häufig verwendet, wenn Lernende aufgefordert werden, bestimmte Informationen zu identifizieren oder die richtige Antwort aus einer Reihe von Optionen auszuwählen. Sie eignen sich am besten für die Abfrage von Fakten und Daten.

Beispiel:

Welche dieser Farben kommen im Regenbogen vor?

  • Rot

  • Blau

  • Grün

  • Braun

  • Weiß

  • Violett

Lernende sollten entweder eine oder mehrere Antworten auswählen können. Eine klare Instruktion ist für den erfolgreichen Abschluss der Aufgabe und damit den Lernerfolg unerlässlich.

Fragetyp #2: Drag-and-Drop-Fragen.

Diese interaktive Art der Frage fordert Lernende spielerisch auf, Elemente an die richtige Stelle zu ziehen. Sie können verwendet werden, um das Wissen darüber abzufragen, wie man bestimmte Aufgaben ausführt – man nennt es auch prozedurales Wissen.

Beispiel:

Ordne die Eigenschaften den passenden Kategorien zu:


Fähigkeit

Superheld:innen

Wale

Möbel

Oft aus Holz

Ernährt sich von Plankton

Trägt Maske, Cape oder Spandex



Fragetyp #3: Hotspot-Aufgaben.

Bei diesen Aufgaben wird ein Foto, eine Zeichnung oder ein Diagramm mit einer bestimmten Frage verknüpft. Die Lernenden müssen die entsprechenden Stellen anklicken. Sie eignen sich gut, um räumliches Wissen oder das Verständnis von Zusammenhängen zu testen. Wir kennen sie zum Beispiel als Wimmel- oder Suchbilder wie „Wo ist Walter?“

Beispiel:

Markieren Sie alle Bilder, auf denen Sie eine Ampel sehen.

Fragetyp Hotspot Aufgabe.


Auch Captchas bedienen sich Hotspot-Aufgaben,, hier zu sehen auf einem Screenshot. Im Rahmen von E-Learnings dient die Frageart dazu, Zusammenhänge zwischen Informationen und ihrer visuellen Darstellung herzustellen.

Fragetyp #4: Freitext- oder offene Fragen.

Bei diesen Fragen müssen die Lernenden ihre Antwort in eigenen Worten formulieren. Sie eignen sich gut, um das Verständnis von Konzepten oder das kritische Denken zu testen. Man wird dabei gebeten, eine Annahme oder Antwort näher zu erklären und die eigene Sichtweise zu umschreiben. Besonders passend ist diese Frageform daher bei komplexen Themengebieten.

Das automatisierte Einstufen in „richtige“ und „falsche“ Antworten ist hierbei besonders schwierig und muss häufig durch eine zuständige Person manuell geprüft und begleitet werden. Denkbar ist auch die Integration in Blended-Learning-Modelle, in denen offene Fragen ein Abschlussgespräch ergeben.

Beispiel:

Wie kann sich die Digitalisierung auf Unternehmen auswirken?

Beschreiben Sie Ihre Antwort in 2–3 Sätzen.


Den Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fragen und ihre jeweilige Funktion in der User Experience erläutert dieser Clip von NNgroup. Qualitative Antworten erhalten Sie, wenn Sie offene Fragen stellen.

Fragetyp #5: Skala-Fragen.

Lernende können auch gebeten werden, Ihre Antwort auf einer Skala einzutragen. Dies kann Personen dazu ermutigen, die eigenen Kompetenzen besser zu identifizieren und ihre Meinung selbstbewusster zu vertreten. Skala-Fragen lassen sich gut mit offenen Fragen kombinieren, zum Beispiel durch die Folgefrage „Begründen Sie Ihre Antwort.“

Beispiel:

Wie gern kommen Sie zur Arbeit?

1 – überhaupt nicht gern 5 – sehr gern

Fragetyp #6: Lückentext-Fragen.

Auch Lückentexte eignen sich für das Erfassen komplexer Sachverhalte, besonders, wenn Lernende neue Informationen in einen Kontext einsetzen sollen. Dies kann vor allem für einzelne, neu erlernte Begriffe von Relevanz sein.

Bedenken Sie hierbei, als Antworten auch verschiedene Schreibweisen oder Synonyme als „richtig“ einzustufen, damit Lernende das E-Learning erfolgreich abschließen können.

Beispiel:

Füllen Sie die Lücken aus:

Angela Merkel war zwischen 2005 und 2021 _________________ von Deutschland.


Mit dem E-Learning-Tool iSpring lassen sich Quizze und Fragen unkompliziert erstellen. Im Video wird anschaulich erklärt, welche Fragetypen für welche Szenarien hilfreich sind und welche Wirkung eine positive Bestätigung haben kann.

Denken Sie daran, dass die Auswahl des richtigen Fragetyps nur ein Aspekt der Erstellung effektiver E-Learning-Materialien ist. Ebenso wichtig ist es, sinnbehaftete Fragen zu stellen, realistische Antwortoptionen zu bieten und hilfreiches Feedback zu formulieren.

Tipps für eine erfolgreiche Fragestellung.

Um gute Fragen in E-Learnings zu stellen, können die folgenden vier Tipps hilfreich sein:

  1. Mischen Sie die Art der Fragen: Mischen Sie verschiedene Fragetypen wie Multiple-Choice-Fragen, Drag-and-Drop-Interaktionen, passende Antworten und wahr/falsch-Fragen. So kommt keine Langeweile auf und die Lernenden bleiben bei der Sache.

  2. Geben Sie klare und präzise Antworten: Vermeiden Sie unklare Antworten und komplexe Wörter, die es den Lernenden schwer machen könnten, ein Quiz zu verstehen und somit erfolgreich zu absolvieren. Bleibt bei Erfolg ein positiver Eindruck, verbessert das die nachhaltige Retention des erlernten Wissens.

  3. Geben Sie Feedback: Geben Sie zu jeder Antwort eine Rückmeldung, um wertvolle Informationen zu erläutern. Erklären Sie in einfachem Text, warum eine bestimmte Antwort falsch oder richtig ist. Kombinieren Sie diese Erläuterungen mit positiv behafteten Bildern und Farben, erhöhen Sie zusätzlich das Erfolgserlebnis der Lernenden.

  4. Beziehen Sie die Belegschaft mit ein: Intern ernannte Expert:innen können helfen, Fragen präziser oder offener zu formulieren, wo es nötig ist. Gerade, wo Fachwissen gefragt ist, sollten diejenigen Personen mitarbeiten, die auf dem Gebiet bewandert sind.


Fragearten und -ideen: ProProfs stellen verschiedene Fragetypen vor, so auch die Videoantwort. Sie bedingt zwar zusätzliche technische Voraussetzungen manuelle Auswertung, kann aber zum Lernerfolg beitragen.

Diese Fehler sollten Sie bei Ihren E-Learning-Fragen vermeiden:

  • Geschlossene Fragen: Fragen, die nicht offen formuliert sind, hindern Ihre Lernenden daran, kreative Antworten und Lösungsansätze zu finden. Vermeiden Sie Phrasen wie „Würden Sie den Kunden an den Kundenservice verweisen?“.

  • Falsche Inhalte: Themen, die im E-Learning nicht behandelt wundern, sollten lieber nicht abgefragt werden – ganz gleich, ob das Wissen dazu vorausgesetzt wird, oder nicht.

  • Zu einfache Fragen: Auch wenn unsere oben genannten Beispiele genau diesem Schema folgen, wollen wir davon abraten, in Ihren E-Learnings zu einfache Fragen zu stellen. Ist die Aufgabe zu leicht zu lösen, stellt sich am Ende der Lektion kein Erfolgsgefühl ein, was wiederum den Lerneffekt beeinträchtigen kann.

  • Unklare Fragen: Ob falsche Formulierung, Doppeldeutigkeit oder Interpretationsspielraum – vermeiden Sie in Ihren E-Learnings Fragen, die nicht präzise gestellt sind. Falls Sie Schwierigkeiten haben, eine Frage entsprechend zu formulieren, überlegen Sie, ob Sie dafür das richtige Format/Medium gewählt haben oder die Frage lieber aufteilen sollten.

  • Suggestiv- oder Fangfragen: Implizieren Sie Antworten nicht schon beim Stellen der Frage. So schließen Sie Antwortmöglichkeiten aus, die womöglich wichtige Rückschlüsse, Problemlösungen oder Ideen beinhalten könnten.

Und wohin nun mit Ihrem Wissen? Fragen eignen sich beispielsweise perfekt zum Abrunden eines Microlearnings. So helfen Sie Lernenden, trotz der kurzen Lektion die Informationen zu wiederholen. Im richtigen Abstand erneut abgefragt kann es sogar passieren, dass Ihre Belegschaft die Informationen besser behält als diejenigen aus regulären Learnings ohne abschließende Fragerunde.

Microlearnings als Katalysator für die Lernkultur: Wie Sie mit kurzen Lektionen und passenden Fragen Lernerfolge bewerkstelligen »

Fazit: Die richtigen Ergebnisse brauchen die richtigen Fragen.

Letztlich wollen Sie die Stellen in Ihrem Unternehmen mit kritisch denkenden, kreativen und gut vorbereiteten Menschen besetzen. Lassen Sie Ihren Mitarbeitenden durch die richtigen Fragen genug Spielraum für innovative Lösungsansätze, aber leiten Sie sie so weit an, dass sich am Ende der Lektion ein Erfolgserlebnis einstellt. So bringen Sie nicht nur Ihre Belegschaft, sondern auch Ihre Organisation voran.

Sie überlegen, welche Fragen Ihr nächstes E-Learning noch besser machen könnten?

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