Neueste Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, dass ein effektiver Lernprozess nicht nur durch kontinuierliche Beschäftigung mit dem Lernstoff, sondern auch durch gezielte Pausen gefördert wird. Erfahren Sie in unserem Artikel, wie Sie Pausen erfolgreich in Ihren E-Learnings einsetzen!
Von Neurodidaktik und Neurowissenschaften.
Die Hirnforschung und das E-Learning stehen in einer engen Beziehung zueinander, da Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften dazu genutzt werden können, den Lernerfolg allgemein und insbesondere in E-Learnings zu verbessern.
Die Forschung hat maßgeblichen Einfluss auf das Lehren und Lernen und wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass Wissen nicht einfach übertragen, sondern aktiv konstruiert wird. Deswegen befasst sich die sogenannte Neurodidaktik damit, pädagogische Konzepte unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften zu entwickeln.
Huberman Lab Clips teilt dieses Video von Dr. Andrew Huberman, in dem er auf die ideale Länge konzentrierter Arbeit eingeht. Für den Stanford-Wissenschaftler und diverse Studien liegt diese bei circa 90 Minuten – nach anderthalb Stunden dürfen Sie Ihren Lernenden also durchaus eine Pause verordnen.
Lehr-Maximen wie die Annahme, dass die Verknüpfung mit positiven Emotionen das Lernen effizienter macht oder die Lehrumgebung einen Einfluss auf den Lernerfolg hat, entstammen diesem Feld. Neurodidaktik ist also kein Neuland, sondern wird seit vielen Jahren im täglichen, weltweiten Lehren angewendet.
Darüber hinaus gibt es Impulse aus den sozialen Neurowissenschaften, die die Bedeutung menschlichen Verhaltens betonen und im Bildungswesen konkrete Anwendungsansätze bieten.
Hirnforschung & E-Learning: Pausen helfen.
Eine Methode, die auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, ist das Einlegen von Pausen während des Lernprozesses. Forschungsergebnisse zeigen, dass gezielte Pausen die Konzentration aufrechterhalten und das Gelernte besser im Langzeitgedächtnis verankern können – ein Effekt, der sich glücklicherweise sehr gezielt für E-Learnings nutzen lässt.
Die Mayo Clinic liefert als Autorität in Gesundheitsfragen Ideen zur Pausengestaltung. Bewegung und frische Luft liegen bei den meisten Empfehlungen weit vorn.
Das zeigt auch eine Studie aus dem Jahr 2021, in deren Rahmen wichtige Erkenntnisse rund um das indirekte Lernen während Pausen gewonnen werden konnten. Das National Institute of Neurological Disorders and Stroke in den USA bat die Testpersonen dabei, eine Zahlenfolge so präzise wie möglich immer wieder einzutippen. Die Überraschung: Die konstanteste Verbesserung der Leistung fand nicht etwa in den Übungsphasen statt, sondern in den Pausen dazwischen!
Pausen im E-Learning einbauen: Beispiele, Szenarien, Methoden.
Online-Trainings können anstrengender sein als Präsenztrainings, da sie Multitasking erfordern und die Schwelle, abgelenkt zu werden, niedriger sein kann. Bauen Sie daher regelmäßig verlässliche Verschnaufpausen ein. Diese Pausen können als Unterbrechungen im Lernprozess dienen und helfen, die Konzentration aufrechtzuerhalten.
Pausen können Lernende aber auch motivieren, „noch ein bisschen durchzuhalten“, wenn die Aufmerksamkeitsspanne zur Neige geht. Mit dem Wissen, dass demnächst eine Pause bevorsteht, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, mitten in der Lerneinheit abzubrechen. Indem Sie die Pausen selbst setzen, haben Sie außerdem die volle Kontrolle, in welchem Kontext die Pause stattfindet und welche Informationen so in den Pausen besonders präsent bleiben.
Faye Bate hat unter anderem dank gezielt gestalteter Pausen Spaß am Lernen gefunden. Als Medizinstudentin konnte sie so Lernmarathons von bis zu zwölf Stunden täglich bewältigen.
Pausen ankündigen.
Bietet Ihr E-Learning-Programm eine Timer-Funktion? Nutzen Sie sie, um Lernenden anzuzeigen, wie viel Zeit oder wie viele Inhalte noch ausstehen, bevor die nächste Pause starten kann. Sie verstärken so den oben genannten Durchhalte-Effekt.
Ein ablaufender Timer kann in Online-Shops die Abverkäufe steigern, und obwohl eine herunterzählende Uhr in Gamification-Zusammenhängen negative Empfindungen hervorrufen kann, kann sich ein Timer, der „durchgehaltene“ Zeiträume symbolisiert, positiv auf das Erlebnis und somit auf den Lernerfolg auswirken.
Nächstes Level: E-Learning Pausen Symbole verleihen.
Icons, Logos, Bilder: Sie helfen uns, Situationen bildlich einzuordnen. Nutzen Sie also, wenn es kein Timer sein soll, ruhig Symbole zur Ankündigung der Pausen. So helfen Sie Ihren Angestellten dabei, dem Gehirn Erlaubnis zum Abschalten zu erteilen. Wie wäre es mit einer dampfenden Kaffeetasse?
Bilder und Symbole helfen uns dabei, unsere Umwelt zu erkennen und einzuordnen. Diese Fähigkeit ist tief im menschlichen Gehirn verwurzelt, wie Debbie Millman in ihrem TED-Talk ausführt. Nutzen Sie diese Verknüpfung, um in Ihren E-Learnings Unterbrechungen zu signalisieren.
Pausen sinnstiftend füllen.
Sie können Lernende beim Abschalten unterstützen, indem Sie den Pausen ein Thema verleihen und/oder dazu eine Aufgabe stellen. Atemübungen, ein kurzer Spaziergang, Meditation, ein Glas Wasser trinken – schon mit kleinen, alltäglichen Tasks wird die Pause zur wahren Energiequelle. Ihre E-Learnings werden so langfristig mit positiven Empfindungen verknüpft und besser erinnert.
Von Meditation bis Aufräumen: Auch Zach Highley empfiehlt, beim Lernen Pausen einzulegen. Vor allem in der Körperlichkeit sieht er Potenzial, um das Gehirn möglichst effektiv von der eigentlichen Aufgabe ausruhen zu lassen.
Nächstes Level: Pausen interaktiv gestalten.
Wenn Sie Mitarbeitenden zwar eine Pause gönnen, diese jedoch beim Thema halten wollen, lohnt es sich, die Bereiche Gamification und interaktive Inhalte zu betrachten. Die Pausen könnten Gruppenaktivitäten, Diskussionen und Problemlösungsaufgaben beinhalten, die Zusammenarbeit und Teamarbeit fördern. Denkbar sind jedoch auch tatsächliche Spielsequenzen im E-Learning selbst, wie zum Beispiel ein Memory, Wimmelbild oder ein Schiebepuzzle.
Bei erfolgreichem Abschluss können die Ergebnisse am Ende der Lerneinheit noch einmal positiv hervorgehoben werden – womöglich gibt es ein digitales Zertifikat für das Absolvieren des E-Learnings, auf dem dies Platz fände.
Ali Abdaal weiß: Produktivität darf Spaß machen. Er gibt wertvolle Ratschläge, wie Gamification auch ohne größeren technischen Aufwand Einzug in Ihre E-Learnings finden kann.
Liebevolle Details wie diese können Lernende nicht nur für den Moment der Pause unterhalten, sondern langfristig für Ihre E-Learnings begeistern.
Micro Learning auf Pausen auslegen.
Prüfen Sie Ihre Lerneinheit: Ist es eventuell möglich, statt einer durchgehenden Lektion mit Pausen viele kleine Lernhäppchen zu reichen, die wie von allein von Pausen durchzogen sind? Ist dies der Fall, dann kreieren Sie gerade ein Micro Learning.
Diese Methode reduziert die kognitive Überlastung, ermöglicht flexibles Lernen im hektischen Alltag und verbessert die Gedächtnisleistung der Lernenden.
Was ist eigentlich Micro Learning? In unserem Mynd-Blogcast lernen Sie alles Wissenswerte über die E-Learning-Methode.
Nächstes Level: Pausen beibringen.
Im Grunde sind Pausen das, was viele Projektmanager:innen, oder Produktivitätsprofis schon lange praktizieren: Mithilfe der Pomodoro-Technik steigern sie Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Es handelt sich dabei um eine Methode des Zeitmanagements, die in den 1980er Jahren von Francesco Cirillo entwickelt wurde. Sie basiert auf der Idee, dass häufige Pausen die geistige Agilität verbessern können.
Die Technik verwendet einen Wecker, um die Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte, sogenannte „Pomodori“, und Pausenzeiten zu unterteilen; der Name „Pomodoro“ stammt dabei von der Küchenuhr, die Cirillo bei seinen ersten Versuchen benutzte.
Tomaten mal anders: Die Pomodoro-Technik hat sich bewährt, um Konzentration, Produktivität und Projektmanagement zu bewältigen. Besonders für Personen auf dem Spektrum der Neurodiversität hat sich der digitale Gehirn-Timer als hilfreich erwiesen, wie der Kanal How to ADHD hier erklärt.
Die Technik erfordert keine besonderen Werkzeuge und kann mit einem einfachen Timer, einer Küchenuhr, einem Wecker oder einer speziellen Pomodoro-App durchgeführt werden. Die exakte Vorgehensweise besteht aus sechs Schritten: Auswahl einer Aufgabe, Einstellen des Timers auf 25 Minuten, konzentriertes Arbeiten an der Aufgabe, kurze Pause von fünf Minuten und nach vier Pomodori eine längere Pause von 15-20 Minuten. Diese Methode können Sie für Ihre E-Learnings nicht nur anwenden, sondern sie auch Ihren Mitarbeitenden beibringen. Diese können so während Phasen erhöhten Leistungsdruck effektiver priorisieren und damit nachhaltig die Produktivität Ihres Unternehmens steigern.
Eine weitere Option stellt hier die Timeboxing-Technik dar. Dabei wird die Arbeitszeit in feste Zeitblöcke, sogenannte „Timeboxes“, eingeteilt. Diese Timeboxes werden genutzt, um klare Prioritäten und Struktur in die Arbeitszeit zu bringen. Die Methode kann für regelmäßige Aufgaben, To-Dos oder Projekte angewendet werden und wird beispielsweise im agilen Projektmanagement wie SCRUM oder Kanban-Board genutzt.
Timeboxing erklärt – dank Scrum Inc. Zu dieser Zeitmanagement-Methode gehören das klare Anführen von Aufgabenstellung, Erwartungshaltung und Zeitrahmen für jede Aufgabe. Dieser Situationsrahmen hilft Lernenden und ganzen Teams, effizient und effektiv zu arbeiten
Pausen im E-Learning: Das sollten Sie vermeiden.
Pausen in E-Learnings können also jede Menge positive Effekte haben. Zu viel des Guten kann jedoch auch hier umschlagen: Fallen die Unterbrechungen innerhalb einer Lerneinheit zu lang aus, kann es Lernenden schwerfallen, sich wieder in die Konzentration zu begeben. Auch solche Pausen, die wir vor Bildschirmen verbringen, indem wir zum Beispiel durch die neuesten Videos auf Social Media scrollen, tragen nicht zur Entspannung des Gehirns bei.
Liegen zwischen den einzelnen Lerneinheiten wie im Micro Learning oder Blended Learning hingegen ohnehin längere Pausen, können Sie dem Lerneffekt und der Erinnerung mit gezielter Wiederholung auf die Sprünge helfen. Wir erinnern uns an die amerikanische Studie: In den Pausen steigerte sich der Lerneffekt zwar am stärksten, das bedeutet jedoch nicht, dass das wiederholte Üben nicht ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.
Devlin Peck zeigt, wie er effektive E-Learnings gestaltet. Zentrale Aspekte von qualitativ hochwertigen Lerneinheiten sind für ihn eine kontinuierliche Anleitung und Momente der Freude. Diese erschafft er durch Animationen, Storytelling und Elemente der Gamification – in Ihren E-Learnings können Sie diesen Effekt jedoch auch durch Pausen erzielen.
Fazit: Pausen in E-Learnings halten Lernende motiviert und verbessern den Lerneffekt.
Ihre E-Learnings können Sie auf unterschiedliche Arten mit Pausen aufwerten. Ob Sie eine neue Lerneinheit planen oder vorhandene Inhalte auf Pausen überarbeiten wollen: Wir unterstützen Sie gern bei der Erstellung, der Auswahl der geeigneten Methoden und Intervalle oder kreieren Ihr persönliches E-Learning – natürlich mit genug Pausen.
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