Barrierefreiheit ist nur für Menschen mit Behinderungen relevant? Ganz im Gegenteil. Durch die gezielte Nutzung des Curb Cut Effects können alle Menschen von den barrierefreien Angeboten profitieren. Wir erklären, was der Curb Cut Effect ist, und wie Ihre Kurse damit effektiver für alle werden.
Der sogenannte “Curb Cut Effect” stammt ursprünglich aus dem Bereich der Stadtplanung.
In den frühen 1970er Jahren bauten Aktivist:innen eine Betonrampe, die sie nachts an einer Ampel am Bordstein anbrachten. Obwohl diese Rampe nicht die erste ihrer Art war, erregte die Aktion große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und schaffte ein größeres Bewusstsein für tägliche Barrieren.
Ursprünglich war die Rampe nur für Personen mit Mobilitätseinschränkungen gedacht. Später stellte sich jedoch heraus, dass beispielsweise Mütter mit Kinderwagen, Radfahrer:innen sowie Geschäftsleute mit Rollkoffern ebenfalls von der Maßnahme zur Barrierefreiheit profitieren.
Eine Maßnahme, die zur Verbesserung der Mobilität für Menschen im Rollstuhl gedacht war, half im selben Zuge einer breiten Masse an Menschen mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen.
Dieser unerwartete Nutzen für eine breitere Bevölkerungsschicht wurde als “Curb Cut Effect” bekannt.
Barrierefreies Design mit universellem Nutzen: Die Bordsteinabsenkung bietet nicht nur Vorteile für Menschen im Rollstuhl, sondern für eine Vielzahl von Menschen.
Übertragung des Curb Cut Effekts auf das digitale Lernen.
Ähnliche Auswirkungen zeigen Maßnahmen zur Barrierefreiheit auch im digitalen Umfeld. Im E-Learning profitieren viele Lernende von barrierefreien Designentscheidungen. Oftmals führen diese zu einer allgemein höheren Zugänglichkeit und besserer Wirksamkeit der Trainings.
Im E-Learning profitieren zum Beispiel Menschen mit unterschiedlichen Lernstilen, verschiedenen sprachlichen Hintergründen und auch technischen Einschränkungen von barrierefreien Designs.
In einer zunehmend digitalen Welt, in der das selbstbestimmte Online-Lernen an immer größerer Bedeutung gewinnt, ist es entscheidend, dass die Lerninhalte für alle Nutzer:innen möglichst zugänglich sind.
Der breit gefächerte Zugriff unterschiedlicher Personengruppen, Nationalitäten und Kulturen auf Trainings im Netz bietet eine große Chance. Gleichzeitig stellt es uns jedoch vor die Herausforderung, dass die Trainings auf weitreichende Zielgruppen zugeschnitten sein müssen, und dennoch einen größtmöglichen individuellen Lernerfolg gewährleisten sollen.
Warum ist der Curb Cut Effect von entscheidender Bedeutung?
Die Nutzung des “Curb Cut Effects” im E-Learning steht nicht nur für die Schaffung barrierefreier Lernumgebungen, sondern auch für die Förderung von Inklusion, Vielfalt und Chancengleichheit in der digitalen Bildung.
Inklusion und Chancengleichheit.
Unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Behinderungen werden Lerninhalte für alle Menschen zugänglicher gemacht. Indem barrierefreie Designentscheidungen getroffen werden, können Menschen mit Behinderungen ebenso wie alle anderen Lernenden effektiver am Lernprozess teilnehmen und haben alle die gleichen Chancen, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Vielfalt der Lernenden.
In einer multikulturellen und multilingualen Welt stehen wir vor einer Vielzahl von Lernenden mit unterschiedlichsten Hintergründen und Bedürfnissen. Barrierefreie Designs ermöglichen, Lernumgebungen so zu gestalten, dass sie die Vielfalt der Lernenden widergespiegeln und auf individuelle Bedürfnisse eingegangen wird.
Effektivität und Wirksamkeit.
Durch die Implementierung barrierefreier Designentscheidungen im E-Learning wird die Wirksamkeit der Lerninhalte verbessert, da sichergestellt wird, dass sie für alle Lernenden leicht zugänglich und für verschiedene Lerntypen verständlich sind. Dies führt zu einer
höheren Motivation und trägt somit zu besseren Lernergebnissen und einer insgesamt effektiveren Schulungserfahrung bei.
Das Bild der Bordsteinabsenkung lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen. Auch im E-Learning gibt es barrierefreie Designentscheidungen, die vielen Herausforderungen gerecht werden.
Beispiele für den "Curb Cut Effect" im E-Learning.
Im digitalen Umfeld ist Barrierefreiheit sehr vielseitig.
Hier sind ein paar Beispiele in denen der Curb Cut Effect im E-Learning zutrifft:
Gut gewählte Kontraste.
Hohe Kontraste berücksichtigen Menschen mit Kontrastempfindlichkeiten sowie Schwierigkeiten bei der Unterscheidung unterschiedlicher Farben.
Gleichzeitig verbessern hohe Kontraste die Lesbarkeit und Erkennbarkeit für alle Nutzer:innen, unabhängig von Lichtverhältnissen und Bildschirmgrößen. Digitales Lernen findet sehr flexibel und individuell statt. Ob draußen im Garten, auf dem Smartphone, in der U-Bahn, oder am Computer im Homeoffice. Wenn auf hohe Kontraste geachtet wird, ist das Training in vielerlei Situationen dennoch gut nutzbar.
Prägnante Untertitel.
Untertitel und Transkriptionen ermöglichen es gehörlosen sowie schwerhörigen Menschen, den Inhalt zu verstehen und nachzuvollziehen.
Sie unterstützen jedoch im selben Zuge Personen, die in lauten Umgebungen lernen, unterwegs sind, oder aufgrund ihrer individuellen Lernpräferenz den Inhalt lieber lesen statt ihn zu hören.
Klare Schriftarten.
Leicht lesbare Schriftarten sorgen dafür, dass die Lesbarkeit für Menschen mit Lese- und Lernschwierigkeiten erheblich verbessert wird. Dies führt für die betroffene Personengruppe zu einem wesentlichen verbesserten Lernerfolg.
Insgesamt sorgen gut lesbare und einfach gestaltete Schriftarten dafür, dass alle Nutzer:innen, insbesondere auf kleinen Bildschirmen oder bei schlechten Lichtverhältnissen, von einem besseren Lernerlebnis profitieren. Eine verbesserte Lesbarkeit sorgt für mehr Motivation und eine größere Aufmerksamkeit für die Inhalte.
Alternativtexte für Bilder.
Alternativtexte beschreiben bildliche Darstellungen und erklären ihren Inhalt.
Für Menschen, die aufgrund einer Sehbehinderung bildliche Inhalte nur schlecht oder gar nicht wahrnehmen können, sind diese Texte unverzichtbar.
Personen mit langsamer Internetverbindung oder älteren Endgeräten können jedoch ebenfalls von Alternativtexten profitieren, da sie diese anstelle des Bildes angezeigt bekommen.
Außerdem können beschreibende Texte, insbesondere bei komplexen Bildern, zu einem besseren Verständnis für alle Lernenden führen.
Tastaturnavigation anbieten.
Menschen, die aufgrund von motorischen oder visuellen Behinderungen keine Maus oder ein anderes Zeigegerät nutzen können, benötigen eine effektive Tastaturnavigation, um sich durch die Inhalte navigieren und an Interaktionen teilnehmen zu können.
Eine verlässliche Tastaturnavigation unterstützt jedoch ebenfalls Benutzer:innen, die ergonomische Belastungen aufgrund der kontinuierlichen Mausbedienung am Arbeitsplatz verringern möchten, oder Lernende, die Tastaturkürzel zur Navigation bevorzugen.
Einheitliches Design.
Klar strukturierte und konsistente Layouts unterstützen Menschen mit kognitiven, visuellen oder motorischen Behinderungen dabei, Trainings effektiv zu nutzen.
Eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit kommt gleichzeitig allen Lernenden zugute.
Einheitliche und wiederkehrende Designs sorgen dafür, dass die Lernenden sich ausschließlich auf den Inhalt fokussieren können. Sie müssen keine Menüpunkte suchen, oder unbekannte Strukturen verstehen.
Dadurch gibt es weniger Ablenkungen und einen gesteigerten Lernerfolg.
Praktische Tipps zur Umsetzung des "Curb Cut Effect" in E-Learning.
Wie können Sie nun den Curb Cut Effect in Ihrem nächsten E-Learning zu Ihrem Vorteil nutzen?
Bieten Sie Alternative Inhaltsformate.
Wenn Sie Inhalte auf unterschiedliche Arten anbieten, gibt es eine größere Wahrscheinlichkeit, dass die Informationen für eine größere Personengruppe zugänglich und verständlich sind.
Hierbei geht es nicht nur um diverse Behinderungen, sondern so werden auch individuelle Lerntypen berücksichtigt.
Sie könnten beispielsweise geschriebene Texte auditiv zur Verfügung stellen, bei Videos Transkriptionen anbieten, oder Erklärungen für Bilder bereitstellen.
Alternative Texte.
Bieten Sie beschreibende Texte zusätzlich zu den platzierten bildlichen Darstellungen an. In den alternativen Texten werden die Bilder detailliert beschrieben und erklärt, damit sichergestellt ist, dass alle möglichen Nutzergruppen die Informationen vollumfänglich erhalten.
Tipp: Schließen Sie beim Beschreiben eines Bildes die Augen und überlegen Sie, welche Informationen Sie benötigen, um das Bild verstehen zu können.
Auch während des Schreibens kann es hilfreich sein, sich den Text durchzulesen und zu überprüfen, ob Sie sich damit gedanklich das Bild so ausmalen können, wie Sie es sehen.
Binden Sie Untertitel ein.
Wenn Sie Ihre eingebetteten Videos für eine größere Personengruppe zugänglich machen möchten, können Sie diese mit Untertiteln ausstatten.
Beachten Sie dabei, dass Untertitel allein nicht ausreichen, um Videos für gehörlose und schwerhörige Personen tatsächlich zugänglich zu machen. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, können Sie hier unseren Artikel zur Gebärdensprache in Videos und E-Learning lesen.
Mithilfe von Untertiteln erhöhen Sie die Zugänglichkeit maßgeblich, und erhöhen ebenfalls den Lernerfolg für alle hörenden Nutzer:innen.
Barrierefreies Design.
Analysieren Sie Ihre Designs und Layouts auf Barrierefreiheit. Hierbei können Sie auf Aspekte wie Schriftarten und -größen, Kontraste sowie eine leichte und verständliche Navigation achten.
Passen Sie Ihre Layouts so an, dass sie von einer möglichst breiten Nutzergruppe gut wahrnehmbar und navigierbar sind.
Verzichten Sie nach Möglichkeit auf dekorative Elemente, die für Ablenkung und Verwirrung sorgen können. Beschränken Sie sich auf das wesentliche und verwenden Sie gut lesbare, einfache Schriftarten.
Tools zur Farbüberprüfung helfen Ihnen dabei, Ihre Designs mit den nötigen Kontrasten zu erstellen, damit diese den Anforderungen zur Barrierefreiheit nachkommen.
TIPP: Hier können Sie beispielsweise die Kontraste der genutzten Farben überprüfen.
Geben Sie dazu lediglich auf der Website die Farb-Codes der zu überprüfenden Farben ein. Das Tool überprüft den Kontrast der Farben für Sie und gibt Ihnen ein aussagekräftiges Ergebnis darüber, ob diese beiden Farben gemeinsam genutzt werden können.
Minimierung von blinkenden und flackernden Elementen.
Achten Sie darauf, dass Sie keine oder nur sehr wenige blinkende und flackernde Elemente in Ihre Trainings einbauen. Für unter anderem Menschen mit einer Epilepsie ist es wichtig, dass die Kurse möglichst reizarm sind.
Auch für alle weiteren Nutzer:innen sorgen blinkende und flackernde Animationen für Ablenkungen vom Inhalt. Der Lernerfolg kann dadurch beeinträchtigt werden. Sie erzielen einen größeren Lernerfolg, wenn Sie das Wissen in einer möglichst ruhigen und reizarmen Weise vermitteln.
Wie viele Curb Cuts nutzen Sie selbst?
Oftmals ist uns gar nicht bewusst, wie viele dieser barrierefreien Gestaltungen uns täglich begegnen, und wie viele wir nutzen, ohne darüber nachzudenken.
Nicht nur Untertitel, sondern auch die passende Schriftart und -größe, die Kontraste und ein einheitliches, einfaches Design helfen allen Nutzergruppen dabei, das Training besser zu verstehen und die Inhalte effektiver aufzunehmen.
Das digitale Lernen ist nicht nur auf das ruhige Arbeitszimmer ausgelegt, sondern sollte den Lernenden in allen Lebenslagen verständlich sein und zur Verfügung stehen.
Bei der Gestaltung Ihres nächsten Trainings können Sie nun also beispielsweise auf die alternativen Medien achten, auf das Einsetzen hoher Kontraste sowie das Einbinden von Untertiteln und die Minimierung von flackernden Animationen.
Ihr Training soll so zugänglich und effektiv wie möglich sein? Sie wollen sich gerne mehr darüber informieren, wie wir Ihr Training mit Hilfe des Curb Cuts optimieren können? Rufen Sie uns ganz einfach unverbindlich an.
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