Ablenkung, Motivation, Perfektionismus: Es gibt viele Gründe, Aufgaben vor sich herzuschieben. Wir liefern 10 Tipps, mit denen Prokrastination beim Online-Lernen der Vergangenheit angehört.
Warum trödeln wir – besonders bei Online-Aufgaben?
Prokrastination, also das Aufschieben von Aufgaben, kann aus verschiedenen Gründen auftreten. Dieses Trödeln kennen Menschen aus dem beruflichen und auch aus dem privaten Alltag: Ob Haushaltsaufgaben, das Heraussuchen und Abheften wichtiger Unterlagen oder die Vorbereitung von To-dos für einen Termin oder ein Projekt kennen viele.
Seit der Corona-Pandemie und einem verstärkten Fokus auf Homeoffice-Modellen ist es noch einfacher geworden, dringende Tasks vor sich herzuschieben, denn allein vor dem Rechner fehlt ein Kontrollmechanismus, der viele bei der Stange hält: die Kolleg:innen, Chef:innen und Mitstudierenden.
Das Aufschieben von Aufgaben fühlt sich häufig schlecht an – dennoch machen wir es. Woran das liegt und wie man mit Achtsamkeit dagegen vorgeht, zeigt der Kanal TED-Ed.
Dass die Prokrastination aus Faulheit entsteht, ist dabei ein häufiges Missverständnis. Sie kann aus vielen verschiedenen Gründen auftreten. Dazu zählen innere, psychologische Ursachen wie:
Angst vor Versagen und Kritik.
Mangelndes Selbstvertrauen und die Angst, hohen Erwartungen nicht gerecht zu werden, können dazu führen, dass Aufgaben aufgeschoben werden. Die Furcht vor dem Scheitern lähmt die Fähigkeit des Menschen, Dinge anzugehen.
Gestörte Selbstregulation.
Einige Menschen haben Probleme, genügend Ausdauer und Geduld für schwierige oder langweilige Tätigkeiten aufzubringen. Sie lassen sich leicht ablenken und können sich nur schwer konzentrieren. Ist dies der Fall, kann es ein Hinweis für Erkrankungen wie eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sein.
Perfektionismus.
Perfektionistische Personen schieben Aufgaben oft auf, weil sie unrealistisch hohe Ansprüche an sich selbst stellen und an diesen eigentlich nur scheitern können.
Sensation Seeking.
Menschen, die einen starken Drang nach Neuem und Abwechslung haben, langweilen sich schnell und lassen sich leichter von Aufgaben ablenken. Auch hier kann ein Bezug zu einer ADHS oder ASS vorliegen.
Perfektionismus und eine gestörte Selbstregulation müssen nicht automatisch Vorboten einer ADHS-Diagnose sein. Trotzdem helfen uns Erkenntnisse aus der Behandlung auch beim Prokrastinieren, weiß How to ADHD.
Doch es können auch äußere Einflüsse dazu führen, dass Aufgaben nicht erledigt werden. Hierzu zählen:
Fehlende Struktur und Routine.
Ohne Routine fällt es vielen schwer, sich selbst zu disziplinieren und zu motivieren. Gerade beim Lernen hilft ein regelmäßiger Stundenplan und dessen Struktur, das festgelegte Pensum zu absolvieren.
Technische Probleme.
Instabile Internetverbindungen oder technische Schwierigkeiten können frustrierend sein und zum Aufschieben führen. Wer kennt es nicht: Endlich ist die Motivation groß genug, den lang ignorierten Task anzugehen – und plötzlich braucht das Betriebssystem ein Update oder eine wichtige Webseite wird gewartet.
Ablenkungen durch das Handy, soziale Medien und mehr.
Die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Unterhaltungsangeboten im Internet machen es schwierig, fokussiert zu bleiben. Noch einmal schnell die Nachrichten abrufen oder nachsehen, ob das lang ersehnte YouTube-Video endlich online ist – schon sind zwei Stunden verstrichen.
Social Media ist wie ein Spielautomat. Wie wir es schaffen, der Stimulation zu entkommen und nicht länger zu prokrastinieren, erläutert Dr. Jordan Peterson bei Pragmatic Entertainment.
Um Prokrastination zu überwinden, ist es wichtig, die individuellen Ursachen zu erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Schauen wir uns ein paar Tipps an, mit deren Hilfe die genannten Gründe überwunden werden können.
Prokrastinationstipp #1: Lernplan erstellen.
Erstellen Sie einen festen Lernplan mit konkreten Zeiten, in denen Sie selbst lernen können oder Ihren Angestellten Zeit für E-Learning-Sessions einräumen. Solche Pläne müssen mitnichten über ein halbes Jahr hinweg funktionieren, sondern können zum Beispiel wöchentlich entsprechend den jeweiligen Anforderungen und Kapazitäten festgelegt werden.
Auch Tina Huang hat manchmal Schwierigkeiten, sich zum Lernen zu motivieren. Wie sie die mithilfe eines Lernplans überwindet, zeigt sie in diesem Video.
Produktivitäts-Hack: Pufferzeiten einplanen, die Unvorhergesehenes zulassen. Falls ein ungeplanter Anruf eintrudelt und die Zeit zum Lernen „klaut“, ist die Motivation, die Lektion nachzuholen, dahin.
Prokrastinationstipp #2: Arbeitsplatz einrichten.
Richten Sie sich einen dedizierten Arbeitsplatz ein, an dem Sie in Ruhe und ohne Ablenkungen lernen können. Struktur in unserer Umgebung bringt Struktur in die Gedanken, achten Sie also darauf, an Ihrem Arbeitsplatz Ordnung zu bewahren.
Eine angenehm-kühle Raumtemperatur hilft, die Konzentration hochzuhalten, und eine wohlige Atmosphäre (zum Beispiel durch Pflanzen, Dekoration oder Duftkerzen) sorgt für höheres Wohlbefinden und gesenkte Stresslevel.
Ergonomisch und ästhetisch soll er sein, der ideale Arbeitsplatz. The Wall Street Journal bat einen Experten, das optimale Set-up zu demonstrieren.
Produktivitäts-Hack: Für ausreichend Licht sorgen – so sind nach dem Lernen die Augen weniger müde. Natürliches Licht steigert außerdem die Produktivität. Eine Tageslichtlampe kann bei Bedarf helfen, die Konzentration auch in den Abendstunden zu bewahren.
Prokrastinationstipp #3: Pausen machen.
In der Hirnforschung ist längst klar: Pausen machen den Unterschied. Sie helfen dabei, die Konzentration länger aufrechtzuerhalten und verankern das Gelernte besser im Langzeitgedächtnis.
Darüber hinaus fällt es manchen Menschen aber auch leichter, sich auf eine Aufgabe einzulassen, wenn sie wissen, wann die nächste Pause ansteht. Eine Möglichkeit, dies umzusetzen, ist die sogenannte Pomodoro-Technik.
Im Online-Lernen kann sie wie folgt eingesetzt werden: Lernen Sie in 25-minütigen Intervallen und machen Sie danach kurze Pausen. Diese Einheiten, auch Pomodoros betitelt, führen Sie viermal durch; dann folgt eine Pause von circa 15 bis 30 Minuten.
Wenn jemand weiß, dass Pausen helfen, dann Stanford-Wissenschaftler Dr. Andrew Huberman. Sein Kanal Huberman Lab Clips erläutert den idealen Zeitrahmen für konzentriertes Arbeiten.
Produktivitäts-Hack: Wer die Pausen für kurze Bewegungs-Sessions nutzt, feuert langfristig die kognitiven Funktionen des Gehirns an – und lernt gleich doppelt gut weiter.
Prokrastinationstipp #4: Belohnungen einplanen.
Ob Snacks oder Lieblingsserie – Belohnungen für erfolgreich absolvierte Lerneinheiten können durchaus motivierend sein. Vom Stück Schokolade über einen kurzen Spaziergang bis hin zum Kuscheln des Haustiers ist die Liste der Möglichkeiten schier endlos.
Das Gute daran: Je positiver die Assoziation zur Belohnung, desto mehr verbinden wir das gute Gefühl mit der erledigten Aufgabe. Diese Taktik hilft, das Abarbeiten von To-dos oder Lerneinheiten langfristig als entlastend wahrzunehmen und das Leben von Prokrastinierenden so leichter zu machen.
Belohnungen dürfen ruhig in Form von Snacks passieren. Doch Vorsicht: Was wir essen, nimmt Einfluss darauf, wie unser Gehirn arbeitet, verrät Mia Nacamulli bei TED-Ed.
Produktivitäts-Hack: Wer sich mit Snacks belohnen möchte, kann auf Brain-foods wie Walnüsse, Beeren oder dunkle Schokolade setzen. Sie verbessern langfristig Konzentration und Gedächtnis.
Prokrastinationstipp #5: Gemeinsam lernen.
Lernen Sie in einer Lerngruppe oder mit Lernpartner:innen, um sich gegenseitig zu motivieren und in die Verantwortung zu nehmen. Gemeinsame Pausen und Lernziele sowie der Austausch in der Gruppe können den Lernprozess strukturieren und verbessern – frei nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“.
Gruppenlernen leicht gemacht – ODU Academic Resource Center beleuchtet die Vorteile des gemeinsamen Studierens.
Produktivitäts-Hack: In Zeiten von Homeoffice und Online-Unterricht kann auch dieser Austausch digital stattfinden. In Chats, Gruppencalls oder virtuellen Kaffeepausen lässt sich das Gemeinschaftsgefühl vom eigenen Schreibtisch aus herstellen.
Prokrastinationstipp #6: Ablenkung blockieren.
Push-Notifications, Angebote oder Sport-Reminder: Selbst hilfreiche Alltagsapps können uns vom Lernen abhalten. Mithilfe von Produktivitäts-Tools können Sie ablenkende Websites und Apps während der Lernzeiten blockieren und so Ihren Lernerfolg sicherstellen.
Ob Nicht-stören-Modus, Social-Media-Blocks oder individuelle Listen: Anbieter wie Freedom oder Serene verhelfen Ihnen zur ungestörten Konzentration.
Demetri Panici - Productivity Coach stellt fünf kostenlose Apps vor, mit deren Hilfe Sie Produktivität steigern und Prokrastination überlisten können.
Produktivitäts-Hack: Achten Sie darauf, Anwendungen auf all Ihren Endgeräten zu blockieren. Es bringt schließlich wenig, TikTok auf dem Rechner zu vermeiden, nur um die App dann auf dem Smartphone zu öffnen.
Prokrastinationstipp #7: Teilschritte planen.
Große Aufgabe, große Hürde – warum überhaupt anfangen, wenn das Ziel (also das Beenden der Lerneinheit) so weit entfernt ist? Wer unter dieser Denkweise leidet, sollte die großen Tasks unbedingt in kleine Einzelaufgaben unterteilen.
Auch aus einzelnen Puzzlestücken wird einmal ein Bild, und das Erledigen kleiner Teilschritte bringt uns näher an die Ziellinie, als wir vielleicht denken. Im E-Learning gelingt das beispielsweise durch Learning Nuggets.
Wer sich Productivity Guy nennt, hat sicher einige praktische Tipps auf Lager, mit denen sich große Aufgaben in Teilschritte herunterbrechen lassen.
Produktivitäts-Hack: Die Teilschritte zu verschriftlichen, etwa in Form einer To-do-Liste, hilft beim Visualisieren der Aufgaben. Und das Abhaken eines erledigten Schritts fühlt sich beinahe wie ein eigener, kleiner Erfolg an.
Prokrastinationstipp #8: Ziele ins Auge fassen.
Apropos visualisieren: Manifestieren Sie Ihre langfristigen Ziele und erinnern Sie sich daran, warum das Lernen wichtig für Sie ist. Arbeiten Sie auf eine Beförderung oder einen Titel hin?
Wollen Sie einen Abschluss nachholen, Expert:in werden oder die Fähigkeit lernen, die sie schon als Kind bewundernswert fanden? Führen Sie sich vor Augen, wofür Sie die Einheiten absolvieren.
In Form eines Aufklebers am Bildschirm oder eines Reminders im Kalender motivieren Sie sich ganz von allein.
Mindset Factory und Dr. Andrew Huberman erläutern, wie Visualisierung bei der Zielsetzung und -erreichung hilft.
Produktivitäts-Hack: Kreative Köpfe können online oder analog ein Moodboard zu ihren Zielen erstellen und diese als Hintergrundbild auf Laptop, PC oder Smartphone einrichten.
Den Doktortitel oder die angestrebte Führungsposition bei jedem Gang an den Rechner zu sehen, hilft, den Fokus auf das Erreichen des Ziels zu setzen.
Prokrastinationstipp #9: Perfektionismus verabschieden.
So demotivierend es zunächst auch klingen mag: Fehler sind menschlich, und auch beim Online-Lernen passieren sie. Das Überspringen einer wichtigen Lektion, das Fehlen von ausreichender Lernzeit oder das Vergessen wichtiger Inhalte wird vorkommen.
Kein Grund, das Lernprojekt an den Nagel zu hängen! Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Beständigkeit und bleiben Sie selbst dann bei der Sache, wenn Sie einen Rückschlag erleben.
Produktivitäts-Hack: Das bereits erwähnte Unterteilen in Teilaufgaben kann dabei helfen, eine realistische Erwartungshaltung gegenüber den eigenen Lernzielen zu üben.
Zu ambitionierte Aufgaben sind zum Scheitern verurteilt. Kleinere Teilziele können hingegen besser und vor allem schneller erreicht werden – und das ist ebenfalls eine nennenswerte Leistung.
Prokrastinationstipp #10: Verantwortung eingehen.
„Accountability“ zeigen – und über Lernziele sprechen. Eine Möglichkeit, sich selbst zu überlisten, ist das Kommunizieren der eigenen Aufgaben und Ziele, zum Beispiel vor Freund:innen und Verwandtschaft.
Ermuntern Sie sie, Rückfragen zu stellen und Sie zu Fortschritten zu befragen. So bringen Sie sich selbst in die Verantwortung, die genannten Aufgaben zu erledigen, oder sich die Blöße zu geben.
Struthless findet: Wer anstrebt, eine Aufgabe zu 70 Prozent zu erledigen, kommt auch an’s Ziel. Einen Versuch ist es – gerade für Perfektionist:innen – wert.
Produktivitäts-Hack: Noch mehr Verantwortung können Eifrige eingehen, indem Sie sich als Expert:in oder Tutor:in für ihr Fachgebiet zur Verfügung stellen. So sind Sie beinahe gezwungen, ihre Lernziele zu erreichen – schließlich wollen Sie anderen mit dem neu erworbenen Wissen helfen.
Fazit: Prokrastination ist kein persönliches Verfehlen, kann aber vermieden werden.
Ob Produktivitätstechnik, Block-App oder die Überlistung des inneren Schweinehundes – gegen Prokrastination kann man einiges tun.
Besonders durch das Kommunizieren der Lernziele und -erfolge in Gruppen können Lernende sich selbst motivieren und dann sogar andere mitziehen. Vor allem aber sollten sie achtsam mit sich selbst und ihren Aufgaben umgehen.
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