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Kreativität | 12 Minuten Lesezeit

Storytelling im E-Learning: Auf diese 6 Regeln kommt es an.

Liesa

Autor Liesa Wieruch

04. November 2024

Storytelling im E-Learning: Wie lassen sich komplexe Inhalte fesselnd vermitteln? Entdecken Sie in diesem Artikel die Schlüsselprinzipien und Geheimnisse, um Ihr E-Learning-Angebot unwiderstehlich zu machen. Lassen Sie sich inspirieren!


An die süßen Bären von Alaska Seafood erinnern sich Kund:innen noch lange – Storytelling macht’s möglich.

Storytelling schafft Erinnerungen.

Geschichten begleiten uns seit Anbeginn der Menschheit, als wir am Lagerfeuer den Werdegang unserer Ahnen erzählten oder eindringlich vor den Gefahren der Welt warnten. Sie sind die Sprache der Kultur, die Art und Weise, wie wir Erfahrungen teilen, Wissen weitergeben und Emotionen wecken. Bis heute spielen Geschichten in unserer Kindheit eine zentrale Rolle, denn durch sie lernen wir die Welt um uns und die Welt in unseren Köpfen kennen.


Mynd erklärt Storytelling: Tobi umreißt in 100 Sekunden, was es beim Geschichtenerzählen in Videos und E-Learnings auf sich hat.

In der heutigen digitalen Ära hat das Erzählen von Geschichten eine neue Bedeutung erlangt. Im Marketing sprechen Brands längst nicht mehr nur von Vor- und Nachteilen eines Produkts, sondern von dessen Entstehung, Bedeutung und den Köpfen dahinter. Storytelling hat sich zu einer der wirkungsvollsten Strategien entwickelt, um Aufmerksamkeit zu erregen, eine emotionale Verbindung zu Kund:innen herzustellen und Markenidentität aufzubauen. Denken wir nur an rührselige Superbowl-Ads, die Coca-Cola-Weihnachtsmänner oder George Clooney in der Nespresso-Werbung. Was haben diese Storys gemeinsam? Wir erinnern sie.

Die Macht des Erzählens im E-Learning: Lernen durch Geschichten.

Auch im Bildungsbereich übernehmen Geschichten mittlerweile eine entscheidende Rolle, insbesondere im E-Learning. Wer es schafft, Lernende gespannt am Wissen zu halten, eine emotionale Bindung zum Inhalt aufzubauen und die Informationen so von der Datenflut zu unterscheiden, die uns tagtäglich entgegentritt, der vermittelt Wissen nachhaltig.


Sender-Empfänger- oder Axiom-Modell: Kommunikation besteht aus mehr als nur Worten.

Überlegen Sie nur einmal, woran Sie sich besser erinnern: etwa an die letzte Mail Ihres Chefs oder den Witz, den er neulich an der Kaffeemaschine erzählt hat? Eben. Studien aus der Hirnforschung bestätigen, dass Menschen Informationen besonders gut behalten, wenn ihre Sinne bei der Aufnahme eine Rolle spielen. Dies sollte jedoch über das reine Hören oder Sehen hinausgehen; schließlich wissen wir, dass erfolgreiche Kommunikation weit mehr als das Gehörte oder Gelesene beinhaltet.

Warum Storytelling im E-Learning so wichtig ist.

Wer in E-Learning-Methoden investiert, weiß bereits, welchen Einfluss eine erfolgreiche Wissensvermittlung auf das Unternehmen haben kann. Warum also nicht den nächsten Schritt wagen und das Storytelling in Ihre Formate integrieren? Die Wissenschaft liefert jedenfalls eindeutige Beweise dafür, dass sich dieser Weg lohnt. Kognitionswissenschaftler und Pädagoge Roger Schank beschäftigte sich bereits 1995 mit der Frage, wie Lernen und Storytelling zusammenhängen. Er kam zu dem Schluss, dass man, um Probleme lösen zu können, das Gelernte nicht nur abrufen, sondern anwenden können muss. Deswegen speichert das Gehirn neue Informationen am liebsten in einer „narrativen Logik“ ab, um es schnellstmöglich mit einer passenden Situation abrufen zu können. In der Steinzeit könnte das den entscheidenden Vorteil geliefert haben, um nicht vom Säbelzahntiger gefressen zu werden.


Storytelling gehört schon seit Urzeiten zur menschlichen Natur.

Liefern wir eine solche Narrative gleich mit, ist es also wahrscheinlicher, dass Lernende das Wissen in seinem intendierten Zusammenhang abspeichern, und das sogar schneller und langfristiger als sonst. Vielleicht hilft es aber auch, dass das menschliche Gehirn beim Geschichtenerzählen und -hören die Hormone Cortisol, Dopamin und Oxytocin ausschüttet – das sind ähnliche Hormone, als würden wir die Story gerade selbst durchleben. Logisch, dass wir diese Gefühle mit dem Gelernten verknüpfen und entsprechend besser und schneller abrufen können. Kurz gesagt: Storytelling ist keine leere Marketingmaßnahme, sondern verhilft Ihrem E-Learning zum entscheidenden Erfolg.

Storytelling beitet Identifikation und Relevanz für Lernende.

Ein entscheidender Vorteil des Storytellings im E-Learning ist die Möglichkeit, gezielt auf die Lebenswelt und Herausforderungen der Lernenden einzugehen. Durch die Identifikation mit Charakteren und Szenarien, die sie aus ihrem Alltag kennen, wirkt das Training relevanter und motivierender. Eine Geschichte über eine überlastete Projektmanagerin oder einen motivierten Berufseinsteiger schafft nicht nur Wiedererkennung, sondern verankert auch Lerninhalte stärker im Gedächtnis der Teilnehmenden. So wird Wissen nicht nur vermittelt, sondern verinnerlicht und anwendungsorientiert gespeichert.

Wie Storytelling im E-Learning funktioniert.

Natürlich gibt es im E-Learning aber Unterschiede zu anderen Erscheinungsformen des Storytellings. Nicht immer eignet sich schließlich ein Lerninhalt, um ihn als großen Epos zu erzählen – aber E-Learning-Profis können ihn in Struktur und Dramaturgie entsprechend anpassen. Auch kann es sein, dass Lernende das E-Learning als Pflichtprogramm absolvieren und dementsprechend nur eine geringe Motivation mitbringen, in die Geschichte einzusteigen. Dem können wir Abhilfe schaffen, indem wir die Identifikation mit der Story erhöhen, denn wichtig bleibt, dass beim Lernenden eine emotionale Verknüpfung der Charaktere, der Geschichte und des Lerninhalts entsteht.


Auch Storytelling kann Ihre E-Learning-Maßnahmen ergänzen.


Unser Story-Training braucht deswegen einen besonders effizienten Einstieg, der laut des Digitalisierungs-Fachmagazins des August-Wilhelm Scheer Instituts Aufmerksamkeit erregen und Rezipient:innen in die Geschichte hineinziehen soll. Auch sonst hilft das Beachten einiger Regeln dabei, das meiste aus Ihrem Story-Training herauszuholen.

Regel #1: Storytelling in E-Learnings braucht Charaktere.

Was bildet das Zentrum einer guten Geschichte? Ihre Charaktere. Eine Story braucht daher auch im E-Learning einen Helden oder eine Heldin und eine Struktur, anhand derer sich ihre Geschichte sinnvoll erzählen lässt. Orientieren wir uns dabei einmal an der klassischen Heldenreise, die schon in der griechischen Mythologie Verwendung findet. Zumeist sieht sich hier nämlich die Figur einem Problem gegenüber, dass er oder sie lösen muss, sodass erneut die narrative Logik ins Spiel kommt und dein E-Learning maximal vom gewünschten Effekt profitieren kann.

Damit sich die Lernenden möglichst einfach mit der Hauptfigur identifizieren können, sollte sie einige Merkmale mit ihnen teilen. Ist dies schwer darzustellen, kann auch ein Antagonist oder eine Gegenspielerin helfen, die möglichst viele Merkmale hat, die denen der Lernenden entgegenstehen. Nebenfiguren helfen zudem, die Geschichte auszuschmücken. Das größte Identifikationspotenzial sollte aber stets bei der Hauptfigur liegen, um im E-Learning nicht vom Wesentlichen, nämlich den Lerninhalten abzulenken.


Mit spannenden Charakteren im Story-Mittelpunkt wird auch Ihr E-Learning durchstarten.

Laut dem E-Learning-Journal spielt bei Charakteren des digitalen Lernens auch Konsistenz eine Rolle: „Figuren wirken nur glaubwürdig, wenn sie sich über den Geschichtsverlauf entsprechend ihrer liebevoll gestalteten Eigenschaften verhalten“.

Regel #2: Das Story-Training braucht einen Spannungsbogen.


Gewiss gibt es viele verschiedene Erzählstrukturen, an denen man sich orientieren kann, aber um den Lernerfolg zu vereinfachen, hilft es, eine bekannte, leicht identifizierbare Struktur zu wählen. Warum sich auch hier der Spannungsbogen des Heldenepos eignet, ist leicht zu verstehen.

Die klassische Held:innenreise, auch als Monomythos bekannt, ist ein universelles Geschichtenmuster, das von Joseph Campbell in seinem Buch "Der Heros in tausend Gestalten" (englisch: "The Hero with a Thousand Faces") beschrieben wurde. Dieses Muster findet sich in vielen der bekanntesten Geschichten und Mythen aus verschiedenen Kulturen und Epochen, denken wir nur ans Nibelungenlied, Herr der Ringe oder Star Wars. Die klassische Heldenreise kann in folgende Phasen unterteilt werden:

1. Die gewohnte Welt.

Die Geschichte beginnt in der gewohnten Welt der Hauptfigur, wo alles normal und vertraut ist. Der Held oder die Heldin hat möglicherweise unerfüllte Sehnsüchte, spürt jedoch den Ruf zum Abenteuer noch nicht.

2. Der Ruf zum Abenteuer.

Die Figur erhält einen Anstoß oder eine Einladung, die gewohnte Welt zu verlassen und sich auf eine Reise zu begeben. Dieser Ruf kann von einer Person, einem Ereignis oder einer inneren Sehnsucht ausgelöst werden.

3. Die Weigerung des Charakters.

Der Charakter zögert, sich auf das Abenteuer einzulassen. Es können Ängste, Zweifel oder äußere Hindernisse auftreten. Oftmals treten Mentor:innen oder weise Ratgeber:innen auf, um den Charakter zu ermutigen, den Ruf anzunehmen.

Sie sind neugierig, wie Sie Ihre E-Learnings noch aufpeppen können? Lesen Sie hier 10 weitere Tricks für erfolgreiches digitales Lernen »

4. Die Begegnung mit der Autoritätsfigur.

Unsere Figur trifft auf einen Mentor oder eine Bezugsperson, die Weisheit und Ratschläge bietet. Sie leitet in Vorbereitung auf die Reise an und vermittelt spezielle Fähigkeiten oder Wissen.

5. Schwelle der Abenteuer.

Der Held oder die Heldin tritt in die unbekannte Welt oder das Abenteuer ein und lässt endgültig die gewohnte Welt hinter sich. Dies markiert den Beginn der Transformation und die ersten Herausforderungen treten auf.

6. Tests, Verbündete und Feinde.

Der Charakter begegnet verschiedenen Tests, Feinden und Verbündeten auf seiner Reise. Diese Herausforderungen dienen dazu, den Charakter zu prüfen und zu stärken. Verbündete unterstützen, während Feinde Hindernisse darstellen.

7. Die innere Reise und die Offenbarung.

Die Figur durchläuft eine innere Reise, in der sie sich selbst besser versteht und persönliches Wachstum erlebt. Oftmals erfolgt eine wichtige Offenbarung oder Erkenntnis, die die Figur weiterführt.


Storytelling kurz und knapp erklärt.

8. Die entscheidende Prüfung.

Wir stehen vor einer entscheidenden Prüfung oder Herausforderung, die die Fähigkeiten und das Engagement des Hauptcharakters auf die Probe stellt. Dies ist oft der Höhepunkt der Geschichte.

9. Die Belohnung.

Nachdem die Figur die entscheidende Prüfung bestanden hat, erhält sie eine Belohnung oder ein Geschenk. Dies kann materieller oder spiritueller Natur sein und symbolisiert den Gewinn oder das persönliche Wachstum.

10. Die Rückkehr.

Der Charakter kehrt in die gewohnte Welt zurück, die er zu Beginn verlassen hat. Diesmal bringt er die gewonnene Weisheit, Erkenntnis oder Belohnung mit sich, um sein eigenes Leben und die Welt um ihn herum zu verbessern.


Klassisches Heldenepos: die mittelalterliche Nibelungensage.

11. Die Verwandlung und Wiedergeburt.

Die Hauptfigur ist am Ende ihrer Reise transformiert und wiedergeboren. Sie hat eine innere Veränderung durchlaufen und kehrt als gestärkter und weiser Mensch zurück.

Auch wenn Sie bei Ihrem E-Learning nicht jede einzelne Passage in solcher Detaildichte erzählen müssen, so sorgt diese Struktur doch dafür, eine starke emotionale Resonanz bei den Lernenden zu erzeugen. Festhalten kann man sie am besten in einem Storyboard.

Regel #3. Storytelling im E-Learning braucht Multimedia.

Geschichten brauchen Atmosphäre. Viel mehr als von reinen Worten leben Gruselgeschichten zum Beispiel von ominösem Lichterflackern oder dem Quietschen einer Tür; Filme funktionieren ohne Soundeffekte oder den passenden Soundtrack nur bedingt. Nutzen Sie deshalb die Macht von Videos und Audios, um die Lernenden in Ihr E-Learning hineinzuziehen.

Wählen Sie zum Beispiel ein Musikstück, um die Emotionen Ihrer Zielgruppe besonders stark anzusprechen. Alternativ passen auch Soundschnipsel, die die Umgebung der Hauptfigur widerspiegeln: Der Maschinist in der Arbeitssicherheitsschulung hört Maschinengeräusche, während die Projektleiterin im Präsentationstraining Applaus bekommt. Lang muss der Ausschnitt nicht sein, immerhin soll er die Aufmerksamkeit und Identifikation steigern, statt Lernende vom Thema abzulenken.


Noch vor Beginn der eigentlichen Story hören wir in diesem Erklärvideo die Umgebung – und sind gleich mittendrin.

Videos bieten außerdem den Vorteil, dass hier viele und komplizierte Informationen in kürzester Zeit untergebracht werden können. Immerhin kann das menschliche Gehirn Videos rund 60.000-mal schneller verarbeiten als reinen Text.

Regel #4. Story-Trainings brauchen Interaktion.

Dass die Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit von Lernenden im Verlauf eines Trainings immer mal wieder stagniert, lässt sich nur schwer vermeiden. Aber sie lässt sich wieder einfangen – beispielsweise mit interaktiven Storytelling-Elementen. Dazu zählen etwa:

  • Multiple-Choice-Fragen, die die Handlung beeinflussen

  • Das gemeinsame Erstellen von Mindmaps in der Lerngruppe

  • Analoge Schreibaufgaben, während die Hauptfigur eine Aufgabe löst

  • Click-and-Reveal-Interaktion während der unerwarteten Wendung

  • 360°-Video der „Gefahrensituation“

Diese Interaktionen sollten die Lernenden jedoch nicht aus dem Training reißen. Achten Sie also darauf, dass sie sich gut in den Spannungsbogen integrieren, nicht zu ausufernd sind und sich vor allem mit den Endgeräten durchführen lassen, die Ihrem Team zur Verfügung stehen.


Wenn Klicks die Handlung beeinflussen, fühlt sich das E-Learning fast wie eine Simulation an.

Regel #5. Storytelling in E-Learnings braucht Spiel.

Gamification gehört neben Storytelling zu den Kennworten der Digitalisierung. Spielerische Elemente prägen sich besonders gut ein und sind damit bestens für dein E-Learning geeignet. Dafür müssen Sie nicht gleich ein umfangreiches Spiel programmieren lassen, vielmehr helfen hier bereits einzelne Elemente.


Spielbasiertes Lernen kann Ihr Story-Training immens bereichern.

Nutzen Sie beispielsweise einen Fortschritt-Balken, um bei jeder erfolgreich absolvierten Station des Story-Trainings eine positive Konnotation bei den Lernenden zu erzeugen. Ein kurzes Quiz kann helfen, Gelerntes zu verinnerlichen. Eine digitale Medaille dafür, das E-Learning unter den 10 besten Prozent abgeschlossen zu haben, bleibt ebenfalls im Gedächtnis. Ein ablaufender Timer setzt Lernende zwar ein wenig unter Druck, gleichzeitig wird im Körper jedoch Adrenalin frei und kann so helfen, ein Lerntief zu überbrücken.

Regel #6. Das Story-Training braucht eine klar definierte Zielgruppe.

Klar, im Kinosessel lassen sich die meisten Menschen von einer gut erzählten Geschichte mitreißen. Aber wird Ihr ältester Mitarbeitende begeistert die VR-Brille aufsetzen, um im Metaverse eine E-Lektion über eine KI-Protagonistin zu absolvieren? Wirklich alle Lernenden werden Sie mit keinem Training glücklich machen, aber schauen Sie sich vor dem Erstellen des Story-basierten E-Learnings die Zielgruppe genau an. Welche Vorkenntnisse bringt sie mit? Welcher Altersgruppe gehört sie an, und welche digitalen Skills hat sie? Die Story, die möglichst viele Lernende anspricht, ist die Geschichte, die Ihr E-Learning erzählen sollte.


Wenn Zielgruppe und Produkt nicht zusammenpassen, dann entstehen zwar lustige Videos – aber eher keine Lernerfolge.

Glauben wir dem Psychologen Jerome Bruner, so werden Inhalte aus Geschichten 22-mal besser erinnert als reine Fakten. Storytelling ist in E-Learnings folglich ein wertvolles Werkzeug, um die Erfolge der Lernenden und Ihres Unternehmens zu maximieren. Möchten auch Sie die Power von Story-Trainings für sich nutzen?

Kontaktieren Sie uns und informieren Sie sich unverbindlich darüber, wie Sie Storytelling in Ihren E-Learnings einsetzen können »

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