Barrierefreie Videos sind für Menschen mit Behinderung optimiert. Wie Sie Ihre Videos so gestalten, dass sie sich für alle Teammitglieder eignen, lernen Sie hier!
Viele Menschen verbinden fehlende Barrierefreiheit mit Bahnübergängen, Straßenkreuzungen oder steilen Treppen. Aber die Hürden hören hier nicht auf; auch online ist Barrierefreiheit gefragt. Daher ist barrierefreies Design heute ein Standard, um die Inhalte allen Zielgruppen gleichermaßen zugänglich zu machen.
Insbesondere bei Videos gibt es allerdings noch Aufholbedarf. Denn typischerweise richtet sich ihr Design an Menschen ohne Behinderung.
Wenn Mitarbeitende jedoch eine Sehschwäche haben, die Icons nicht gut erkennen können oder vor Herausforderungen mit der Hörwahrnehmung stehen, ist das E-Learning für sie nicht zugänglich.
Umso wichtiger ist es daher, durch Maßnahmen wie Untertitel, Audiotranskripte und Gebärdensprache vorhandene Videos zu optimieren. Wie das geht, erfahren Sie hier!
E-Learning per Video - Mynd zeigt, wie's geht!
Was ist ein barrierefreies Video?
Barrierefreie Videos sind für alle Zielgruppen geeignet. Ihre barrierefreie Erreichbarkeit und Bedienbarkeit bedeutet, dass auch Menschen mit einer Behinderung in der Lage sind, diese Videos und ihre Inhalte zu verstehen.
Dazu gehört eine barrierefreie Einbindung des Videos über einen geeigneten Player. Für Menschen mit einer Höreinschränkung sind Untertitel oder Gebärdensprache wichtig, während blinde Menschen eine Audiodeskription mit handlungssynchrone Beschreibungen benötigen.
Auch ein geeignetes Kontrast- und Farbdesign ist wichtig. Gut lesbare Schriftgrößen und leichte Sprache sind weitere Möglichkeiten für die barrierefreie Gestaltung von Videos.
Im gebauten Umfeld ist Barrierefreiheit inzwischen selbstverständlich. Aber im Internet sieht das leider noch anders aus. Setzen Sie ein Zeichen und gestalten Sie Ihre Inhalte barrierefrei. Das ist vor allem beim E-Learning sehr wichtig, denn mit barrierefreien E-Learning Videos stellen Sie sicher, dass Sie alle Mitarbeitenden erreichen können.
Merkkasten: Was ist Barrierefreiheit? Barrierefreiheit bedeutet, dass sowohl Gebäude und öffentliche Plätze als auch Arbeitsstätten, Wohnungen, Verkehrsmittel, Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen ohne fremde Hilfe zugänglich sind. Dazu gehört die digitale Barrierefreiheit: Auch Internetseiten müssen so gestaltet sein, dass jeder sie nutzen kann. |
Übrigens: Aktion Mensch bietet viele wichtige Informationen rund um das Thema Inklusion. Barrierefreiheit ist ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion am Arbeitsplatz.
Wie erstelle ich ein barrierefreies Video?
Ein barrierefreies Video lässt sich also von allen Menschen, unabhängig von eventuellen Behinderungen, nutzen und verstehen. Um die Barrierefreiheit umzusetzen, ist es nicht nötig, vorhandene Videos neu aufzunehmen.
Vielmehr können Sie mithilfe durchdachter Maßnahmen Ihre Videos im E-Learning und auf der Website barrierefrei gestalten. Dabei hilft der internationale Standard für barrierefreies Webdesign.
Folgen Sie diesen Tipps, um barrierefreie Videos für Ihr E-Learning zu erstellen:
Bestmögliche Aufnahmequalität.
Streben Sie bei Videos immer die beste Aufnahmequalität an. Dies ist für alle User:innen wichtig. Denn gerade Menschen mit Behinderungen haben Schwierigkeiten dabei, Audio- und Videoinhalte in schlechterer Qualität zu verstehen.
Mit dem Smartphone aufgenommene Videos zum Beispiel bieten nicht immer einen guten Farbkontrast oder eine ausreichend hohe Auflösung.
Nehmen Sie Ihre Videos daher am besten in einem professionellen Studio auf. Dort erhalten Sie optimale Licht- und Audio-Bedingungen. Für Interviews im Freien ist eine ruhige Ecke zu empfehlen, ebenso wie hochwertiges Equipment.
Vermeiden Sie für barrierefreie Videos zu geringe Kontraste wie etwa hell gekleidete Personen vor hellen Hintergründen. Denn dies ist für Menschen mit einer Sehstörung eine Herausforderung. Auch laute Nebengeräusche wie Verkehrslärm oder das Summen von Klimaanlagen sind nicht erwünscht.
Sprechende sollten sich bei der Aufnahme möglichst der Kamera zuwenden. So gibt es einen weiteren Kanal neben dem Ton, denn Lippenbewegungen und Körpersprache können einen großen Teil der Informationen weiterleiten.
Untertitel.
Einer der wichtigsten Schritte hin zu barrierefreien Videos sind Untertitel. Diese helfen sowohl gehörlosen Menschen als auch Nicht-Muttersprachler:innen, die eventuell nicht alles verstehen.
Und auch Smartphone-Nutzer:innen, die Videos etwa im öffentlichen Nahverkehr stören und keine Kopfhörer dabei haben, nutzen gern Untertitel.
Diese Maßnahme ist leicht umzusetzen. Folgen Sie dafür diesen Schritten:
Identifizieren Sie ein Programm, das Untertitel für vorhandene Videos erstellt. Es gibt kostenfreie Tools. Viele Schnittprogramme bieten ebenfalls die Möglichkeit, zu untertiteln.
Stellen Sie sicher, dass auch wichtige Geräusche und Hintergrundmusik in den Untertiteln zu erkennen sind.
Machen Sie deutlich, welche Aussage von wem ist. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die sprechende Person gerade nicht im Bild ist. Setzen Sie dafür einfach den Namen mit einem Doppelpunkt oder in Klammern vor die entsprechende Aussage.
Untertitel sollten nicht länger als zwei Zeilen sein, um die Lesbarkeit zu ermöglichen. Überprüfen Sie daher nach Erstellung der Untertitel, wie gut diese lesbar sind.
Beachten Sie auch, dass Untertitel jeweils mindestens 2 Sekunden stehen bleiben sollten, um dem Publikum ausreichend Zeit zum Lesen zu geben.
Übrigens bieten Untertitel darüber hinaus den Vorteil, dass Sie weitere Inhalte für die Website haben, die von Google indiziert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Google sich keine Inhalte anschaut, sondern nur auf geschriebene Texte reagiert.
Überlegen Sie daher, die Untertitel zusätzlich als Transkript bereitzustellen. Und überprüfen Sie die Qualität der Untertitel in Zusammenarbeit mit einer gehörlosen Person, um eine objektive Einschätzung zu erhalten.
Tipp: Wählen Sie am besten sogenannte Closed Captions. Diese Untertitel lassen sich auf Wunsch ein- oder ausblenden.
Audiodeskription.
“Das Augenpaar eines Mannes. Er sieht nach links. Nach rechts. Geradeaus. Um das rechte Auge schließt sich ein Fadenkreuz.” So liest sich die Audiodeskription des Tatort-Vorspanns.
Diese Beschreibung richtet sich an blinde Menschen, die zwar den Ton hören, aber visuelle Details im Film oder Video nicht wahrnehmen.
Ob Erklärvideo oder Realfilm, barrierefreie Videos enthalten eine Audiodeskription in Form einer zusätzlichen Tonspur. Deren Erstellung kann eine Herausforderung darstellen, denn nur die Sprechpausen lassen sich für Erklärungen nutzen.
Je nach Sprachanteil ist dafür gar nicht so viel Platz. Wichtig ist daher, zu identifizieren, welche visuellen Hinweise für das Verständnis ausschlaggebend sind.
Folgen Sie diesen Schritten, um eine Audiodeskription zu erstellen:
Schauen Sie sich das Video an und notieren Sie mit Timecodes, welche sprechfreien Zeiten es gibt und wie lange diese jeweils dauern.
Schauen Sie sich das Video erneut an und überlegen Sie, welche visuellen Beschreibungen wichtig sind, um das Verständnis zu verbessern.
Überprüfen Sie, ob die nötigen Beschreibungen in die Sprechpausen passen.
Spielen Sie das Video mit Kopfhörern ab und nehmen Sie mithilfe eines Aufnahmegeräts die Beschreibungen an den passenden Stellen auf. Zur Not können Sie das Video dafür einfrieren.
Nehmen Sie die Audiospur mit professionellem Equipment auf. Handys sind dafür beispielsweise meistens ungeeignet.
Nutzen Sie ein Schnittprogramm, um die Tonspur der Audiodeskription in das fertige Video zu integrieren.
Bei sprachlastigen Videos wie etwa einer Vorlesung im E-Learning ist die Audiodeskription zum Teil nicht nötig. Grafiken, Bilder und eingeblendete Videos sollten Sie jedoch beschreiben.
Lassen Sie sich für die Erstellung der Audiodeskription von einer Software oder bei Bedarf einer spezialisierten Agentur unterstützen.
Wie lesen blinde Menschen? Die Universitätsbibliothek der Justus-Liebig-Universität Gießen erklärt, wie blinde Menschen Dokumente wahrnehmen.
Gebärdensprache.
Neben Untertiteln und Audiodeskription ist auch die Übersetzung in Gebärdensprache ein wichtiges Element barrierefreier Videos. Für gehörlose Menschen ist die Deutsche Gebärdensprache ihre Muttersprache.
Diese Sprache hat eine andere Grammatik und Struktur als Untertitel. Und da wir alle Videos am liebsten in der Sprache konsumieren, die wir am besten verstehen, ist die Gebärdensprache eine wichtige Ergänzung zu Untertiteln.
Die Übersetzung eines Videos in Gebärdensprache ist in Eigenregie nicht möglich. Daher ist es zu empfehlen, einen Übersetzungsservice zu nutzen. Falls jemand in Ihrem Unternehmen aushelfen kann, dann drehen Sie die Übersetzung am besten vor einer weißen Fläche.
Der Dolmetscher oder die Dolmetscherin sollte dabei an der rechten Hälfte des Bildes stehen, um das Video später einzubinden.
Wie bei den Untertiteln und der Audiodeskription gilt auch bei der Gebärdensprache, dass sie sich im fertigen Video an- und abschalten lassen sollte.
Denn Menschen mit Autismus oder Konzentrationsstörungen lassen sich von Bewegungen, die nicht zum Film gehören, ablenken. Entweder ist die Übersetzung an -und abschaltbar oder sie befindet sich in einem separaten Video.
Wichtig: Kennzeichnen Sie im Titel des Videos, ob eine Übersetzung wie Gebärdensprache oder Audiodeskription vorhanden ist.
Leichte Sprache.
Auch eine verständliche Sprache ist für Videos sehr wichtig. Denn wenn die Vortragenden verständlich und in einem gemäßigten Tempo sprechen, ist dies für das ganze Publikum von Vorteil.
Allerdings verfallen viele Sprechende schnell in alte Sprachgewohnheiten, weshalb es sich hier um eine große Herausforderung handelt.
Achten Sie bei der Konzeption von Videos auf die Verständlichkeit. Aber auch dann sind konventionelle Filme eine Herausforderung für Menschen mit Lernbehinderung.
Überlegen Sie daher, zusätzliche Inhalte in leichter Sprache anzubieten. Die Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien macht vor, wie das geht.
Der richtige Player.
Zu guter Letzt sollten Sie Ihre Videos in einem barrierefreien Player anbieten. Diese Softwares ermöglichen es zum Beispiel, Übersetzungen, Untertitel und Audiodeskription je nach Bedarf ein- und auszuschalten. Andere Player hingegen sind vom gleichzeitigen Abspielen der Versionen manchmal überfordert.
Ein Beispiel für einen barrierefreien Player ist der Videoplayer der Aktion Mensch: Dort können Audiodeskription, Untertitel und Gebärdensprache zu- und abgeschaltet werden. Eine Alternative ist der Able Player.
Auf sozialen Medien ist es empfehlenswert, das gleiche Video in unterschiedlichen Varianten hochzuladen. So kann sich jede Person das passende Video aussuchen. Überlegen Sie außerdem, den Inhalt in einem gängigen Format wie MP3 oder AVI zum Download anzubieten.
Warum sind barrierefreie Videos wichtig?
Digitale Lernangebote enthalten fast immer Videos, wie etwa Erklärfilme, Tutorials oder Mitschnitte von Veranstaltungen. So lassen sich komplexe Lerninhalte anschaulich darstellen und leichter verarbeiten.
Außerdem bietet E-Learning den großen Vorteil, dass es zeitlich und örtlich flexibel sowie im individuellen Tempo genutzt werden kann. Dies ist für alle Zuschauer:innen, ob mit oder ohne Behinderung, ein Gewinn.
Allerdings erreichen Sie mit Ihren Videos nur dann alle Zuschauer:innen, wenn Sie barrierefreie Optionen anbieten. Unsichtbare Barrieren wie motorische Einschränkungen, Hörverluste, Sehprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten können dazu führen, dass manche Personen die Videos nicht nutzen oder nicht vollständig wahrnehmen können.
Aus diesem Grund ist die barrierefreie Gestaltung von Video-Angeboten so wichtig.
Welche Vorteile bieten barrierefreie Videos?
Mit barrierefreien Videos haben Sie alle User:innen im Blick und schaffen inklusiven Zugang zu digitalen Informationen.
Das ist sowohl beim E-Learning als auch bei allen anderen digitalen Angeboten des Unternehmens wichtig. Positionieren Sie sich als inklusives, modernes Unternehmen, das alle Menschen erreichen kann.
Dies sind die Vorteile an barrierefreien Videos in der Übersicht:
Inklusion aller User:innen, inklusive blinder oder gehörloser Menschen, und somit mehr Reichweite.
Erleichterung für Nutzer:innen, die eine andere Sprache sprechen.
Erleichterung für mobile User:innen, die Videos ohne Ton schauen.
Verbesserung der Suchmaschinenfreundlichkeit durch Untertitel.
Verbesserung der Bedienbarkeit der Website für alle.
Hohe technische Standards der Seite, etwa durch gute Darstellung unabhängig von Browser, Plattform und Endgerät.
Langfristig kostengünstig nutzbar.
Mit Ihren barrierefreien Videos erreichen Sie in Deutschland bis zu zehn Millionen Menschen mit Sehbehinderungen, Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit, Einschränkungen durch Alter oder Nicht-Muttersprachler:innen. Diese potenziellen Kund:innen wissen barrierefreie Webseiten besonders zu schätzen.
Durch Barrierefreiheit gewinnen wir alle: In diesem TED Talk erfahren Sie, warum das Thema so wichtig ist!
Fazit: Durch gezielte Anpassungen das ganze Team erreichen.
Mit barrierefreien Videos erreichen Sie neue Zielgruppen und Ihr gesamtes Team. Das ist vor allem im E-Learning sehr wichtig.
Durch die Umsetzung von Barrierefreiheit garantieren Sie mehr Inklusion und drücken nicht zuletzt aus, dass Ihnen alle Personen im Team sehr wichtig sind und Sie ihnen das beste Lernangebot zur Verfügung stellen möchten.
Damit die Umstellung auf barrierefreie Videos wirklich effizient ist, sollten Sie die Maßnahmen mit einer Person testen, die sich in dem Bereich auskennt oder selbst von einer Behinderung betroffen ist. So wissen Sie, dass die Untertitel oder die Audiodeskription verständlich und logisch sind.
Es ist ein zusätzlicher Aufwand, alle Videos umfassend barrierefrei zu machen, aber die Investition lohnt sich. Wir bei Mynd kennen uns mit der optimalen barrierefreien Gestaltung von E-Learning Videos aus. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Kennenlerngespräch!