Als Designer sind wir immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln. Geheimtipp gefällig? Anthropomorphismus! Wir erklären Ihnen das Phänomen, tauchen gemeinsam in seine psychologischen Geheimnisse ein und widmen uns gelungenen Beispielen!
Anthropomo... was?
Unter Anthropomorphismus versteht man die Zuordnung von menschlichen Eigenschaften, Emotionen oder Absichten zu nichtmenschlichen Wesen oder Gegenständen.
Die Wurzeln dieses Phänomens reichen weit in die Zeit zurück und reichen bis tief in die menschliche Psychologie hinein.
Ein Beispiel für Anthropomorphismus:
"Die Steine auf den Straßen sprechen von deiner Boshaftigkeit. Die Berge klatschen in die Hände und die Hügel singen vor Freude."
In den Arbeiten vieler Illustratoren, Filmemacher oder Designer finden wir immer wieder neue Anwendungen dieses Konzepts.
So unaussprechlich es auch klingen mag, alles ist potentiell "anthropomorph" – von Tieren und Objekten, über Gefühle bis hin zu ganz und gar abstrakten Konzepten.
Alles anthropomorph: Von der Bleistiftspitze mit Gesicht bis hin zur lachenden Insel.
Aus den Höhlen zum Silicon Valley.
Die Anthropomorphose feierte im XIX. Jahrhundert seine goldene Ära – mit Illustratoren wie Sir John Tenniel oder JJ Grandville, die Mitglieder der französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts darstellten.
Ihre Arbeiten dienten der politischen Provokation und waren ein Meilenstein in der satirischen Darstellung.
Lewis Carrolls "Alice im Wunderland", Carlo Collodis "Pinocchio" oder Rudyard Kiplings "The jungle book" sind gute Beispiele für diesen Trend.
"Les métamorphoses du jour" von JJ Grandville.
Alice in Wonderland von John Tenniel.
Doch auch heutzutage spielt die Darstellung von Tieren und Objekten in vielen audiovisuellen Branchen eine wichtige Rolle. Wir finden sie gleichermaßen bei den großen Giganten der Film- und Videospiel-Industrie wie Disney, Pixar oder Studio Ghibli sowie bei den kleinen und unabhängigen Studios.
Die Psychologie hinter dem Anthropomorphismus.
Sehr interessant sind die psychologischen Prinzipien, die sich hinter dem Phänomen verbergen. Die erste empirische Untersuchung des Anthropomorphismus wurde 1944 von Fritz Heider und Marianne Simmel durchgeführt. Im ersten Teil dieses Experiments zeigten die Forscher eine zweieinhalbminütige Animation mehrerer Formen, die sich auf dem Bildschirm in verschiedene Richtungen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Als die Probanden gebeten wurden, zu beschreiben, was sie sahen, berichteten sie ausführlich über die Absichten und die Persönlichkeit der Formen. Zum Beispiel wurde das große Dreieck als Rüpel bezeichnet, der die beiden anderen Formen jagte, bis sie das große Dreieck austricksen und entkommen konnten. Verrückt, oder?
Nach dem gleichen Prinzip erinnern wir uns alle an das Bild eines stolzen Löwen, eines schlauen Fuchses oder eines faulen Faultiers.
Anthropomorphismus ist ein kognitiver Prozess, bei dem Menschen ihre Schemata über andere Menschen nutzen und sie auf andere Realitäten anwenden. Und das ist äußerst nützlich! Das Prinzip wird erfolgreich auf Lernprogramme, Behandlungen der psychischen Gesundheit sowie auf kreative Angelegenheiten angewendet.
Soweit zur Theorie: Lassen Sie uns nun ein paar coole Beispiele anschauen!
Beispiel #1: Slack.
Zu wem zählen Sie sich? Sind Sie die weise Eule, die flinke Languste, oder das bedachte Faultier?
"Alle Arten von Menschen in allen Arten von Teams", ist das Konzept hinter dieser wilden Kampagne von Slack.
Beispiel #2: Sumatran Orangutan Society.
Bleibt in Erinnerung: Unsere geliebten Dschungelbuch-Figuren machen auf die Abholzung des Regenwalds aufmerksam.
Die britische NGO "Sumatran Orangutan Society" nutzt unsere emotionale Verbindung zu den meist fröhlichen anthropomorphen Charakteren aus Disney's Dschungelbuch, um eine starke Botschaft zu vermitteln.
Beispiel #3: Seed Matters.
Ein wahnsinnig tolles Video: Seed Matters erzählt die Geschichte des Samens Buck.
Die Clif Bar Family Foundation hat Seed Matters gegründet, um die Lebensfähigkeit und Verfügbarkeit von Bio-Saatgut zu verbessern und so gesunde, nahrhafte und produktive Nutzpflanzen zu gewährleisten.
Halten Sie die Augen offen.
Sie kennen nun das Geheimnis hinter dem Begriff Anthropomorphismus und was wir Ihnen gezeigt haben, waren nur einige Anwendungsbeispiele. Aber es gibt noch so viele mehr!
Bleiben Sie am Ball und halten Sie die Augen offen. Sie werden überrascht sein, wie viele Anthropomorphismen Sie in Ihrem Alltag finden werden!
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